Samstag, 26. Januar 2008

Stau-Day

Nach zwei faulen Tagen in Cape Coral und Umgebung wurde es doch mal wieder Zeit, den Chevy zu bewegen und so hatten wir uns auf die Ostküste geeinigt, d.h. Fort Lauderdale und Miami.

Fort Lauderdale ist eine von tausenden von Kanälen durchzogene Stadt, die direkt am Atlantik liegt. Der Kreuzfahrt-Terminal ist einer der größten in den USA, neben Miami und New York. Von hier aus gehen die großen Cruiser in die Karibik und auf Atlantik-Fahrt. Fort Lauderdale ist im Gegensatz zu Miami eher noch von Weißen geprägt, während die große Schwester im Süden fest in kubanischen Händen ist, zumeist sind es Cubanos, die irgendwann mal vor Fidel Castros Regime über das Meer geflohen sind oder wegen regimefeindlicher Aktivitäten aus Kuba ausgewiesen wurden. Die Amtssprache in Miami ist spanisch und an allen Ecken und Enden stehen neben den englischen Bezeichnungen auch spanische Erklärungen.

Man nähert sich Fort Lauderdale von Westen aus kommend über die Interstate 75, die sogenannte Alligator-Alley, eine Schnellstrasse (max. 70 mph) die 80 Meilen lang vom mondänen Naples an der Golfküste bis an den westlichen Rand von Fort Lauderdale führt. Auf dieser einstündigen Fahrt für 2 Dollar Maut in jede Richtung gibt es keine Stadt und bis auf zwei Rastplätze und ein von den Miccosuccee-Indianern geführtes Restaurant keine Unterbrechungen. Eine Abfahrt in der Mitte der Strecke führt nach Immokalee im Norden und Everglades City im Süden, aber beide „Dörfer“ sind auch noch mal einige Meilen von der Alley entfernt. Die Strasse erhielt ihren Namen von den parallel zum Highway verlaufenden Kanälen, in denen Alligatoren zu finden sind. Die gesamte Strecke ist allerdings mit einem Zaun gesichert, so daß die Alligatoren auf der rechten Seite nicht auf die Idee kommen, zu den Alligatoren auf der linken Seite rüberzuwechseln, was mit Sicherheit zur Verwirrung für die Fahrer auf dem Highway führen würde. Man sieht also links und rechts der Strasse „nur“ Natur pur.

Es führt übrigens nur noch eine weitere Strecke quer durch den Süden Floridas, der Highway 41, der sogenannte Tamiami-Trail, der seinen Namen durch die Verbindung der Städte Tampa in der Mitte der Golfküste Floridas und Miami im Südosten erhielt. Dieser Highway führt paralell am Everglades National Park entlang und verläuft einige Meilen südlich der Alligator-Alley. Von hier aus ist Everglades City, ein kleines „Kaff“ am besten zu erreichen, von dort aus starten die meisten Airboat-Touren in die Everglades.

Am Ende der Sawgrass-Einöde liegt eine der größten Malls der USA, die Sawgrass Mills, fünf riesige Shopping Komplexe, die untereinander durch zusätzliche Laden-Meilen verbunden sind. Wenn man sich hier Zeit für alle Shops nehmen will, benötigt man mit Sicherheit zwei Tage und gute Laufschuhe, um alles gesehen zu haben. Wir haben uns auf zwei Shops beschränkt, die allerdings auch noch einige Entfernung auseinander lagen. Der Nike Factory Store hatte mal wieder keine Sportschuhe in meiner Größe und der Disney-Store, den wir wegen einer bestimmten Figur von Jim Shore aufgesucht haben, hatte diese Figur natürlich auch nicht vorrätig.

Also weiter wegen Axels No-Fear-Shirt nach Fort-Lauderdale-by-the-Sea. Die Adressen hatte ich mir von der Homepage von No-Fear rausgesucht. Im ersten Laden große Augen, als wir nach „No-Fear-Shirts“ fragen. Der ganze Laden bestand zu 90% aus Skiklamotten und die restlichen 10% sind Skater-Bedarf. Der Shop-Assistant schaut uns groß an: „No Fear ?“, als wenn er noch nie davon gehört hätte. Fragt die Chefin an der Kasse: „Haben wir No Fear?“ „No Fear ?“ fragt sie. „Ja, No Fear!“, sagen wir. „Ask Shaun !“ sagt sie zu ihrem No-Name-Shop-Assistant. Shaun im Hintergrund des Ladens wird vom No-Name-Shop-Assistant gefragt: „Haben wir No Fear?“ „No Fear ?“ fragt Shaun. „Ja, No Fear!“, sagt der No-Name-Shop-Assistant. „Haben wir mal gehabt, aber ist nix mehr da“, sagt Shaun zum No-Name-Shop-Assistant. Dreht sich der zu uns um und „Haben wir mal gehabt, aber ist nix mehr da“, sagt der No-Name-Shop-Assistant zu uns. „Danke und good bye!“ und schon sind wir wieder draussen. Toll: No-Fear gibt uns auf der Firmen-Homepage eine Adresse, wo sie schon lange keine Shirts mehr von No-Fear haben. Da gestaltet sich die zweite Adresse, wo es angeblich noch Fear-Shirts geben soll, viel einfacher. Vier Meilen weiter nordwärts am herrlichen Atlantik entlang ist der zweite Shop. Adresse nach einigem Kurven gefunden, Auto abgestellt und um die Ecke, wo laut No-Fear-Homepage der Laden ist. Nur unter der Adresse kein Laden, nur vernagelte Bretter, also zweite Fehlanzeige ! So langsam wächst in uns der Drang, der No-Fear-Zentrale mal Bescheid zu sagen, daß sie doch bitte ihre Adressen updaten sollen, bevor man etliche Meilen durch die Gegend kurvt wegen „Nothing“.

Wieder den Beach-Boulevard von Fort Lauderdale mit dem Auto gen Süden, den Parkplatz vom letzten Jahr am Strand wiedergefunden und zu Fuß ein Stück am Strand entlang. Hier ist fast schon wieder Sommer, etliche Leute liegen am Strand und einige Kite-Surfer nutzen den heutigen Wind für einige Kunststückchen vor dem Ocean-Shore. Wir noch kurz zu BigDogs, die laut der zwei Jungs im Shop, die einzige BigDogs-Filiale in Südflorida ist. Auf meinen Einwand, daß der Shop in Florida-City noch südlicher liegt, bekommen wir die Antwort, daß der Shop vor zwei Monaten zugemacht hat. Danke für den Tipp ! Aber BigDogs führt die Filiale trotzdem noch in seiner Store-Directory, das unterscheidet sie somit nicht von No-Fear ... !

Am Kreuzfahrt-Hafen Fort Lauderdale vorbei und auf Floridas Turnpike, die Interstate 95, das ist die schnellste Verbindung zwischen Miami im Süden und Orlando in der Mitte Floridas. Dieser Highway ist zu großen Teilen mautpflichtig und so kann man alle paar Meilen an einer Mautstation anhalten und einen Dollar abdrücken. Irgendwer hat mal errechnet, daß die gesamte Strecke von Süd-Miami bis Orlando Downtown 16 Dollar kosten soll. Wir haben es noch nicht probiert ... !

Auf der Gegenfahrbahn staut sich der Verkehr auf sechs Fahrbahnen über etliche Meilen bis kurz vor dem Verlassen des Highways in Miami Donwtown und wir schwören uns, dort nicht zurückzufahren, sondern uns eine andere Strecke zu suchen. Von der Interstate runter auf den Rickenbacher Causeway, das ist die Brücke zwischen Miami Downtown und Miami Beach, wo wir uns den Laden von Miami Ink von der Washington Ave. aus anschauen wollen. Wenn wir schon mal hier sind, dann wollen wir an den Original-Schauplatz dieser Sendung des amerikanischen Discovery-Channels, die in Deutschland über Satellit auf DMAX ausgestrahlt wird. Schon von weitem sieht man einige Touristen vor dem Laden Fotos schießen, das ist uns dann doch zu touristisch und so machen wir im Vorbeifahren mit der Videokamera einige Shots. Irgendwo geht es links auf die Avenue am Strand von South Beach, oder SoBe, wie hier die Insider die Flanier-Meile der Eitelkeiten nennen. Hunderte von kleinen Restaurants, Hotels, Bars und Cafes reihen sich am Ocean Drive in den Art-Deco-Häusern aneinander, ein farbiges Bild für die Touristen, die sich hier geballt aufhalten. Was muß hier erst nachts los sein? Wir wollen es heute gar nicht wissen und fahren zurück über den Causeway Richtung Miami Downtown. Auf der rechten Seite, über den breiten Kanal hinweg, liegen hier die Villen der Superstars und Prominenten der Szene. Ein Prachtbau reiht sich an den anderen und man mag es nciht glauben, aber es ist auf diesen geschlossenen Inseln (gated communities) sogar noch Platz für prunkvolle Neubauten. Auf der gegenüberliegenden Seite der Brücke liegen die großen Kreuzfahrtschiffe vor Anker und warten auf die zurückkehrenden Passagiere, die sich für einen halben Tag auf Key Biscayne oder in den nahen Bayside Marketplace verzogen haben.

Bayside ist auch unser Stichwort, wir wollen zum Abschluss des Tages noch ins Hardrock-Cafe schauen und T-Shirts für Jan und Andi besorgen. Shirts sind auch schnell in passenden Farben und Größen gefunden und Mel nimmt sich noch eine schicke Hardrock-Cap mit. Auf dem Rückweg durch die Mall nehmen wir noch einen Disney-Store (wieder keine Jim-Shore-Sachen) und den unvermeidlichen Kaffee bei Starbucks mit. Mit dem Caffee-Moccha-Latte-Grande oder was auch immer, setzen wir uns dann noch in die Mitte der Bayside-Mall mit Blick auf die Showbühne, wo sich zwei ältere Herren vor dem Hintergrund des Jachthafens hinreißend an amerikanischem Folk- und Popsongs versuchen. Die Interpretation von einigen Liedern in Reggae-Version und mit Steeldrums sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber sehr gut gemacht. Die untergehende Sonne über dem hinter der Bühne liegenden Yachthafen trägt das ihrige zur Stimmung dazu. Einfach nur herrlich. Von vorherigen Besuchen wissen wir allerdings, daß die Stimmung hier regelrecht überkocht, wenn eine der vielen kubanischen Bands in Miami hier ihren Salsa zelebriert. Da tanzen dann die Cubanos vor der Bühne in Scharen zu den rhythmischen Klängen. Dann geht hier die Post richtig ab !

Wir machen uns auf den Nachhauseweg, testen die I95 kurz an, bis wir nach wenigen Metern vom gleichen Stau des Nachmittags aufgehalten werden. Mittels der beiden Navigationssysteme (Melanie und TomTom) suchen wir uns einen Weg runter von der Hauptschlagader des Miami-Verkehrs, sind natürlich versucht, nicht unbedingt in einem der gefährlicheren Viertel von Miami zu landen. Eigentlich kann hier nicht viel passieren, wenn man auf den Hauptstrecken bleibt, aber das Navi versucht uns gleich durch eine Wohnsiedlung zu lotsen, die uns nach wenigen Zentimetern bereits das Adrenalin in die Adern treibt. Hier sitzen die farbigen Jungs auf den verrosteten Motorhauben ihrer fahrbaren Untersätze, die in Deutschland nicht einmal mehr ein müdes Lächeln beim TÜV-Prüfer erzeugen würden (... die Autos, nicht die Boyz). Wir erfreuen uns der Tatsache, daß die amerikanischen Autos so programmiert sind, daß sie beim Anfahren bereits die Zentralverriegelung aktivieren und fahren mit leicht erhöhtem Tempo eine schnelle Rechts-Rechts-Rechts-Kombination, um wieder auf der breiten und hell erleuchteten Hauptstrecke zu landen. Als wir wieder auf dem rechten Weg sind, fällt uns auf, daß die Boys sicher nur wegen der warmen Witterung in Südflorida vergessen haben, ihre Mülltonnen anzuzünden ... !

Nachdem wir das halbe Miami über den von Ost nach West verlaufenden Highway hinter uns gebracht haben, sind wir an der zweiten größeren Nord-Süd-Verbindung angekommen, dort wartet von der Auffahrt gesehen, der nächste Stau. Warum sind wir dann eigentlich drumherum gefahren ? Oben auf dem Highway 826 löst sich das Problem auf, die Abfahrten sind hier sehr nah beieinander und nachdem wir auf die linke Seite des Highways gewechselt sind, geht es flüssig weiter. Die Alligator-Alley ist so gut wie autoleer, die wenigsten fahren abends noch rüber an den Golf von Mexico. So zieht sich in dunkelster Nacht die Interstate 75 schnurgerade bis hin nach Naples, wo das Licht der Mautstation wie eine Oase mitten in der Wüste erscheint. Irgendwie ist man froh, wenn man dann wieder bewohnte Gegenden erreicht. Wenn man auf der Alley liegenbleibt, dauert es ewig, bis Hilfe kommt und die totale Dunkelheit trägt nicht gerade zur Beruhigung bei.

Kurz hinter der Mautstation, es ist mittlerweile kurz vor 21 Uhr, wartet der nächste Stau. Die amerikanischen Autobahn-Erneuerer haben sich die Nächte auserkoren, um die Fahrbahnen zu erneuern. Fährt man auf eine solche Baustelle zu, dann glaubt man zunächst, es wären hier ca. 100 Fahrzeuge in einen Massencrash verwickelt, so viele blinkende Blau-, Rot-, Gelb- und Blitzlichter stechen einem aus der Ferne entgegen. Eine Meile vor der vermeintlichen Unfallstelle staut sich dann Verkehr und fährt im Stop- and Go-Tempo auf die dann zu erkennende Baustelle zu. Direkt an der Baustelle setzt man sich am besten die Sonnenbrille auf, da die Lichter wie der hellste Sonnenschein wirken. Reißverschlussverkehr hat man zwar in den Staaten erfunden, aber nicht alle haben es bis heute begriffen, also ein bisschen Drängeln beim Zusammenführen auf eine Fahrbahn. Dann noch eine Meile an der Baustelle entlang, die wundervollen Baustellenfahrzeuge in unglaublichen Mengen bestaunen und dreißig Meter hinter der Baustelle geben dann alle wieder Gas wie die Bekloppten.

Zu mindestens bis zur nächsten Baustelle, die ca. 3 Meilen weiter wartet ... Auf die Art und Weise haben wir es dann gestern abend geschafft, in einer Stunde drei Baustellen auf einer Länge von 15 Meilen zu besichtigen.

Gut, daß wir zwischendurch dann eine Abfahrt genommen hatten und uns bei Subway noch ein riesiges Sandwich reingeschoben haben. Gegen 22.30 Uhr waren wir dann zuhause.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Eins vorweg Deine Reiseberichte sind superklasse man glaubt fasst, dass man mit Euch im Wagen sitzt.
Ihr scheint auch eine Menge Zeit zu benötigen um die ganzen Mitbringsel zu besorgen. Das scheint ja oft nicht so einfach zu sein ( Camcorder Jens, Shirt Axel ).

Trotdem noch viel Spass.

Gruss aus dem verregneten Hohnstedt Jens

Unknown hat gesagt…

Danke Jens,

für die Blumen !

Wir möchten ja alle Wünsche erfüllen, desahlb versuchen wir ja auch alles zu bekommen, was auf der Liste steht.

Und Buddies Cam stand ja schließlich ganz oben, nicht wahr ;-)

Gruß vom Pool

Mikel