Mittwoch, 30. Januar 2008

Island-Days I

Keine Angst, es ist nicht so kalt, daß wir an Island denken müssen, aber wir sind nun einmal vor der Küste von drei Inseln umgeben, die im englischen nun mal Islands heißen.

Über Pine Island haben wir in unserem zweiten Blog ja bereits kurz die Überfahrt über die Zufahrt, oder wie man ihn hier nennt, den Matlacha-Pass beschrieben. Am Montagabend hat uns das herrliche Wetter spätnachmittags und der damit zu erwartende klare Sonnenuntergang regelrecht aufgefordert, noch irgendwo ans Meer zu fahren, um das allabendliche Sundowner-Spektakel zu betrachten. Sonnenuntergänge sind ja überall schön anzusehen, aber hier irgendwie noch mal was Besonderes. Nicht ganz ohne Hintergrund behaupten die Einwohner von Key West, daß der Sonnenuntergang auf ihrem Hauptplatz, dem Mallory Square, der schönste der Welt ist. Dem können wir nicht so ganz zustimmen, weil wir es weitaus schöner finden, den Sonnenuntergang alleine an einem Strand zu erleben, als gemeinsam mit 2000 Zuschauern auf Key West.

Also sind wir auf Pine Island gefahren. Die Insel hat im Vergleich zu den anderen beiden Inseln, Sanibel und Captiva, eine etwas nüchterne und rauhere Atmosphäre. Das mag dadurch bedingt sein, daß hier nicht der Tourismus im Vordergrund steht, sondern etliche Gärtnereien sogenannte Palm-Nurseries hier betreiben. Man fährt also fast immer an Palmenplantagen vorbei, was natürlich auch seinen optischen Reiz hat. Hier lernt man, daß es nicht nur eine Palmenart gibt, die fast jedem bei den Gedanken an Palmen einfällt (langer, schmaler Stamm und am oberen Ende eine Krone aus Palmblättern), sondern eine große Vielfalt an bodendeckenden Palmen oder auch Fächerpalmen, die mit harten und spitzen Blättern ausgestattet sind.

Fährt man auf die Pine Island, kommt man direkt an die Hauptkreuzung, wo sich der Weg in Richtung Süden zum Hauptort St.James und zum Norden in Richtung Bookelia verzweigt. Beide Wege sind etwa gleich lang und wir schlagen den Weg in Richtung Norden ein, da es dort zumeist etwas ruhiger zu geht. Am nördlichsten Ende der Insel angekommen, stellen wir den Chevy ab und suchen uns ein ruhiges Plätzchen am Hafen, der hier aus wenigen kleinen Booten besteht, mit denen die Einwohner Bookelias zum Angeln rausfahren. Es ist kurz vor Sonnenuntergang und bereits jetzt zeichnet sich ab, daß es heute herrlich werden wird. Wir postieren uns direkt an einer der Hafenmolen und um uns herum sehen wir etliche Pelikane und Möwen, die bei unserer Ankunft wohl Fressbares erwarten. Und wenige Minuten später geht die Sonne innerhalb von nur 10-15 Minuten in einem herrlichen Feuerball am Horizont unter und zeigt uns welches Farbspektrum in ihr steckt. Von gleißendem Gelb über süßem Rosa bis hin zu knalligem Orange und Pink bekommen wir das gesamte Farbenspekturm zu sehen und ich fotografiere, was das Zeug hält. Immer wieder schwimmt einer der grauen Pelikane durchs Bild und der Höhepunkt ist eine Gruppe von vier weißen Pelikanen, die hier selten sind und uns trotzdem mit ihrem majestätischen Zug über das Wasser beehren. Was für ein Naturerlebnis !

Das Abendessen wollen wir endlich mal auswärts einnehmen, nachdem ich bislang die Finger ja nicht von Herd und Ofen lassen konnte und jeden Abend selbst gekocht habe. Wir wollen zu Bubbas Roadhouse, einem urigen Lokal im Südstaatenstil mit umlaufender Veranda. Bezeichnenderweise liegt dieses echte, amerikanische Restaurant auch noch neben den riesigen Gebäuden des German-American-Social-Club, der hier in Cape Coral und Umgebung alles in der Hand hat, was mit deutschem Brauchtum zu tun hat. Dort findet das alljährliche Oktoberfest statt und vor wenigen Tagen hatte die GASC zum Gartenfest eingeladen, das in der örtlichen Presse als ein Bestandteil typisch deutschen Brauchtums dargestellt wurde. Eintritt 5 Dollar. Also, ich kann mich nicht erinnern, in Deutschland mal bei der Einladung zu einer Grillparty oder einem Gartenfest Eintritt bezahlt zu haben ... Ich schweife ab, aber die Darstellung deutschen Brauchtums durch hier lebende Deutsche ist mir persönlich ein Dorn im Auge, denn die deutschen Festivitäten öffentlich auf Oktoberfest, Biertrinken und Dirndl zu reduzieren, ist mir persönlich einfach zu wenig.

Bubbas Roadhouse ist das Stichwort. Wir waren 2004 das erste mal mit Dietmar, einem Bekannten hier und fanden die urige Atmosphäre so klasse, daß wir mal wieder hier essen wollten. Die Wartezeit auf einen Tisch kann man sich hier mit einer Schüssel ungeschälter Erdnüsse vertreiben, die man sich mittels der Schüssel aus einem riesigen Fass Erdnüsse fischt. Die Erdnüsse werden dann während der Wartezeit auf den Platz im Restaurant vor der Tür geschält und dementsprechend muß man sich seinen Weg ins Restaurant über einen Teppich von Erdnuss-Schalen bahnen. Der Grill vom Ausmass eines Esstisches für 12 Personen wird hier übrigens nicht mit einem Spachtel, sondern mit einem Spaten gereinigt ... ! Das Essen selber ist american-style, also deftig und herzhaft in großen Portionen.

Beim heutigen Eintritt in den Restaurantbereich, sehen wir, daß noch etliche Leute warten, nach unserer Erfahrung 2004, wo wir an einem Freitag ca. eine dreiviertel Stunde auf Plätze im Restaurant warten mussten, hatten wir dies an einem Montag nicht erwartet. Die Amerikaner kochen normalerweise sehr wenig zuhause, sondern gehen lieber auswärts Essen. In den amerikanischen Restaurants gilt der Grundsatz: „Wait to be seated!“, also wende ich mich an die junge Dame, die rechts von der Eingangstür den Türwächter macht. „Hallo, nice to see you. How many?“ Diese Frage zielt auf die Anzahl der Personen ab, für die ich einen Tisch brauche. „Hi, for a party of two!“ lautet meine Antwort, was nicht bedeutet, das ich mit Melanie hier eine Party veranstalten möchte, sondern die Zahl der Tischgäste in unserer Gemeinschaft (Party) festlegt. „Whats your name?“ und hier schlägt sich die Erfahrung von 2004 durch. Ich versuche erst gar nicht den Namen „Reckendrees“ zu platzieren, was 2004 mit dem Hin- und Herbuchstabieren von einzelnen Buchstaben geendet hat, sondern werfe gleich ein überzeugendes „Michaels“ in den Raum. Das Mädel will uns gerade in die Warteliste einschreiben, als mir nach einem Blick auf die umstehenden Wartenden einfällt, doch mal nach der Wartezeit zu fragen.“35 Minutes, Sir“, also geadelt in 10 Sekunden. Das ist uns für unseren Hungerstand etwas lange, auch wenn die Erdnüsse locken, aber wir danken ab und gehen wieder zum Auto zurück. Kurze Beratung auf dem Parkplatz: das australische Steak-Restaurant „Outback“ ist 15 Minuten weit entfernt und mit Sicherheit genauso voll. Und wenn wir in 5 Minuten im Publix ein paar Steaks und Kartoffeln geholt haben, können wir in einer halben Stunde unser eigenes Dinner zuhause geniessen. Also ab zu Publix, zwei vernünftige Sirloin-Steaks, zwei riesige Ofenkartoffeln und Sour-Cream besorgt und eine halbe Stunde später geniessen wir das selbstgebratene Steak zuhause mit Blick auf den Pool und den Kanal.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Ich hätte auch gern so ein Steak bitte so gegen 12.15 deutscher Zeit
anliefern.

Danke, jens