Haus-Kauf auf Floridianisch:
Nach dem Zusammenbruch auf dem amerikanischen Kreditmarkt und der damit verbundenen Immobilienkrise sind momentan viele gute Häuser weit unter dem Preis zu bekommen, der reell wäre, aber wenn jemand verkaufen muß, dann tut er es zu fast jedem Preis. Damit einher geht die Tatsache, daß viele Immobilien-Makler hier Häuser auf Vorrat bauen und jetzt natürlich zu weitaus weniger als dem kalkulierten Preis verkaufen müssen. Hier ist es so, daß die Baufirmen sogenannte Model-Homes erstellen, um dem Kunden ein Abbild ihres fertigen Hauses zeigen zu können, oder mit dem Kunden gemeinsam Änderungen in der Innenausstattung besprechen zu können. Wenn diese Model-Homes dann zwei oder drei Jahre als Modell gedient haben, werden sie zumeist recht günstig verkauft. An den großen Straßen innerhalb Cape Corals stehen von jedem Immobilienmakler an verschiedenen Stellen mehrere solcher Häuser nebeneinander (mit bunten Fähnchen, Gas-Ballons und schreienden Schildern gekennzeichnet) und so kann man, wenn man mal Sonntags nichts besseres zu tun hat, zu Fuß (und das ist für ein Land, daß selbst beim Geldautomaten mit dem Auto den Drive-in benutzt, eine Besonderheit!) sich mehrere dieser nebeneinander liegenden Häuser anschauen. Letzte Woche fiel uns ( ... fast vor der Haustür, also ca. 5 Kilometer entfernt ;-) am Chiquita-Boulevard (der heißt wirklich so!) auf, daß ein Makler bei einem der Model-Homes schon mit einem Nachlass von 37.000 Dollar wirbt.
Sein direkter Nebenmann hat sich das natürlich nicht bieten lassen und wirbt jetzt mit: „Buy the first floor and get the second one free !!!“ (Kaufen Sie das Erdgeschoss und bekommen sie den ersten Stock umsonst dazu !!!)
Wir haben uns überlegt, wie er das Problem der Dichtigkeit hinbekommt, wenn jemand wirklich nur das Erdgeschoss haben möchte ...! Obwohl das Erdgeschoss könnte man eigentlich auch offen lassen, so selten wie es hier regnet. ;-)
Tanken bei Shell
Tanken ist hier auch etwas eigenartig. Zunächst mal gibt es hier viele Tankstellen, die an den Tanksäulen keine Credit-Card akzeptieren, sondern „pay first“ fordern, was bedeutet, daß man den Kassierer in seinem Häuschen aufsucht, ihm einen bestimmten Dollarbetrag in die Hand drückt, und ihn darum bittet, die entsprechende Literzahl auf einer bestimmten Säule einzustellen. Man geht dann wieder zum Fahrzeug, steckt den Tankrüssel (=Nozzle) in die Tanköffnung und klappt die Nozzle-Halterung (=Lever) an der Säule nach oben (lift lever) und betankt dieses mit dem entsprechenden Sprit. Ich lehne das Vorab-Bezahlen grundsätzlich ab, weil ich ja nie weiß, wieviel reingeht und gerne volltanke. Daher sieht man uns des öfteren bei einer Tanke vorfahren, einen Blick auf die Zapfsäule werfen und dann wieder davonrollen.
Unsere ideale Zapfsäule sieht wie folgt aus: Wir rollen vor, ich steige aus, ziehe meine Kreditkarte durch den Schlitz an der Säule, nehme die entsprechende Tankpistole und betanke das Fahrzeug mit dem dementsprechenden Sprit. Nachdem der Tank voll ist, hänge ich die Tankpistole wieder ein, entnehme die Quittung und bin wieder weg.
Die mitdenkende Tanksäule haben wir dann bei einem Shell-Besuch in der vergangenen Woche kennegelernt.
Wir fahren vor, ich steige aus, gehe zu dem Monitor, wo ich auch die Kreditkarte durch den Schlitz ziehen kann. Ich nehme meine Kreditkarte, schaue mir die Position an, mit der die Karte eingeführt werden muss (es gibt schließlich vier verschiedene Möglichkeiten) und schiebe die Karte in den Schlitz. Erstes Piepen. Ich ziehe sie langsam wieder raus, zweites und drittes Piepen. „Das war zu langsam. Bitte ziehen Sie die Karte schneller wieder heraus“. Also nochmal einführen und beim nächsten Piepen schnell wieder herausziehen. Hat geklappt! Der nette Monitor blinkt einmal kurz und fragt mich: „Debit oder Credit“. Das ist der Unterschied zwischen der EC-Karte, bei der ich die Nummer wie am Geldautomaten eingeben muß und der Kreditkarte, wo der Betrag von der Kreditkarte abgebucht wird. Ich drücke Credit. „Sie wünschen Credit? Bitte drücken Sie „yes“ or „no“.“ Geduldig wie ich nun mal bin, ziehe ich den vorschnellenden Fuß vor dem Auftreffen auf dem Monitor zurück und drücke „Yes“. Jetzt kommt die Krönung: „Wünschen Sie eine Autowäsche?“. Ich muß wirklich zwei- oder dreimal gelesen haben, bevor ich begriffen habe, was er von mir will. Ich suche nach einer Tastatur, über die ich mit dem Monitor korrespondieren kann um ihn zu fragen: „Stehe ich vor einer Waschanlage oder stehe ich vor einer Tanksäule ?“ In meiner unendlichen Geduld (Melanie ist bereits auf dem Beifahrersitz eingeschlafen, weil es so lange dauert) teile ich ihm per „no“ mit, daß das Auto von den Alamo-Putzkolonnen in einen hervorragenden Zustand gebracht worden ist und daher keiner Wäsche bedarf. (Was man nicht alles mit einem „No“ ausdrücken kann). Der Monitor springt mit einem leisen Piepsen (ich, glaube es ist das dreiundzwanzigste) in die nächste Galaxie. „Sie möchten keine Autowäsche, wollen Sie tanken?“ Der Fuß zuckt noch einmal kurz in Richtung Säule, bevor ich auch hier mit dem vierundzwanzigsten Piepsen die Entscheidungsmöglichlichkeit zwischen (...ja ihr habt richtig geraten) „yes or no“ erhalte. Na, dann könnte ich ja mal gerade nebenan bei Burgerking einen Burger holen, wenn es noch länger dauert. Oder ich frage den Monitor, ob ich anstelle der Autowäsche vielleicht einen Doppel-Whopper erhalten könnte. Der Monitor erwacht aus seinem zwischenzeitlichen Datenschlaf und stellt mir die alles entscheidende Frage: „Welche Sorte Sprit wünschen Sie ?
Unleaded, Midgrade, Premium ?“ Ist das die 8000,- EURO-Frage? Na, gut, die Antwort ist einfach. Midgrade gedrückt! Hurra, der vorläufig letzte Pieps: „ Sie haben Midgrade gewählt! Bitte liften Sie den Lever nach oben und beginnen Sie dann mit dem Tankvorgang !“ Der Nozzle steckt, ich klappe den Lever nach oben und ... ? ... nach wenigen Sekunden höre ich das beruhigende Geräusch des durchlaufenden Sprits bis zum Anschlag ...! Nozzle-Halterung wieder runter geklappt, Tankpistole eingehängt und schauen wir doch mal, was es Neues auf dem Monitor gibt. Vielleicht ein „Sind Sie immer noch sicher, daß Sie keine Autowäsche wollen?“ oder ein „Wie wäre es mit einem Six-Pack-Bier und Chips ?“ Nein, der Monitor hat es offensichtlich auch aufgegeben, fragt mich mit einem letzten jämmerlichen Piepsen: „ Wünschen Sie einen Beleg? Yes or No“ und entläßt mich mit einer 30cm-langen-Quittung, auf der er dann doch noch ein letztes Mal hämisch nachtritt: auf dem unteren Ende der Quittung lese ich: „1 Dollar Rabatt bei der nächsten Autowäsche !“