Montag, 28. Januar 2008

Naples-Day

Sonntag, aber hier fast ein Tag wie jeder andere auch. Der Effekt, daß die Angestellten hier zumeist frei haben, ist zu mindestens im Einzelhandel nicht zu bemerken, da die meisten Geschäfte auch sonntags geöffnet haben. Nur vor den zahlreichen Kirchen, an denen wir vorbeifahren, stehen hin und wieder die Gemeindemitglieder nach der Messe und diskutieren das gehörte Wort Gottes.

Offene Shops? Das Stichwort für uns, die „Jagd nach dem Verlorenen No-Fear-Shirt“ fortzusetzen. Nachdem Fort Lauderdale ja kein brauchbares Ergebnis gebracht hat (siehe auch Stau-Day), haben wir von der Homepage von No-Fear noch zwei Shops in Naples auf dem Zettel. Und da wir mit unseren Freunden Wally und Torsten für heute telefonisch ein Date zum Kaffeetrinken ausgemacht hatten und die beiden zwischen Naples und dem noblen Marco Island wohnen, liegen die No-Fear-Shops in Naples auf dem Weg. Das TomTom begleitet uns mit der gewohnten Genauigkeit und so fahren wir nicht über die schnelle Interstate 95, sondern über die etwas länger dauernde, aber auch landschaftlich herrliche Strecke über Ft. Myers Beach und Bonita Springs. Dieser Weg hat den Vorteil, daß man zu großen Teilen am Strand der Golfküste entlangfährt und da heute mal wieder herrlichster Sonnenschein bei warmen 25 Grad herrscht, genießen wir die Fahrt entlang der Küste. Ft.Myers Beach ist durch eine hohe Brücke vom Festland getrennt und bietet den typischen, wuseligen Charme eines jungen Küstenorts. Wir haben noch den Kauf von Postkarten auf der Liste und halten an dem altbekannten Laden von „Winds“ kurz vor der Strandpromenade. Wir stellen fest, daß wir es zum dritten Mal in drei Jahren (2004, 2007 und 2008) geschafft haben, am gleichen Laden die gleiche Parkbucht zu erwischen. Zufälle gibt es !!! Die Postkarten sind schnell besorgt und dort finden wir auch endlich für Mona mal was zum Mitbringen. Also Mona: Freu Dich auch schon mal auf ein hässliches T-Shirt ;-) !

Weiter über die Küstenstrasse, links und rechts liegen hunderte von Motels unterschiedlicher Klassifizierung, hier kann wirklich jeder den Schlafplatz für die Größe seines Geldbeutels finden. Rechts von uns führen immer wieder kleine Stichstrassen auf Parkplätze direkt am Strand ab, wo man gratis parken kann und mit wenigen Schritten auf dem gleißend weißen Sandstrand landet. Einfach nur herrlich.

Wir überqueren eine der Brücken, die die größeren und kleineren Buchten überspannen und unser Blick fällt von der Brücke auf herrliche feinsandige Strände, an denen einige Kinder im Wasser planschen oder Angler ihr Glück im klaren Wasser versuchen.

In Bonita Springs, am südlichen Teil dieser Halbinsel, schwenkt die Küstenstrasse wieder ins Landesinnere und wir landen nach wenigen Minuten auf dem Tamiami-Trail (siehe auch Stau-Day), wo nach einigen Meilen der erste Laden warten soll, der No-Fear-Shirts hat. TomTom leitet uns auch zuverlässig in die Ladenzeile, aber der Laden hat heute zu. Laden Nummer 3 von der No-Fear-Liste wird gestrichen und weiter zum vierten Laden, der allerdings nur zwei Meilen weiter in der Pine-Ridge-Road liegt. Im Vorbeifahren auf der rechten Strassenseite schon mal einen vorsichtigen Blick auf den Shop, der sieht auch schon so geschlossen aus. Na, wenn es dann hier nichts gibt, dann kriegt Axel halt kein Shirt !

Wir fahren auf den Parkplatz und das erste Aufatmen erfolgt, der Laden hat ein „Open“-Schild draussen hängen, also Chance ist da. Beim Einparken steht neben uns der alte Lieferwagen des Ladens und auf der Fahrertür prangt ein riesiger Aufkleber von No-Fear. Kollektives Aufatmen bei Melanie und mir. Lets have a look !

Wir stürmen in den menschenleeren Laden und erst beim zweiten Blick auf den Counter sehen wir ein junges Mädel, die wohl die Stellung hält. Von ihr ein kurzes Aufblicken und das obligatorische: „Heihauaarjuuduuin?“ auf das kein Clerk wirklich eine Antwort erwartet. Wir schauen uns vorsichtig um und auf den ersten Blick sehen wir kein Rack mit einem No-Fear-Schild drauf. Billabong, Fox und alle möglichen populären Marken reichlich, aber No-Fear? Es hilft nichts, wir wollen es jetzt wissen und sprechen das Mädel an. „Habt ihr No Fear?“. Langes Überlegen, langes Kratzen am Kopf und dann: „Hinten links müßte noch was sein ...“. Sie zieht mit uns in eine der dunkleren Ecken des Ladens und wirklich, auf einem der Ständer prangt wirklich ein No-Fear-Schild. Na, wenn wir da nix finden ...! Während Melanie schon den Ständer mit den 4 (in Worten vier) No-Fear-Shirts durchwühlt, erzählt die Kleine mir, daß sie die No-Fear-Sachen ja so toll findet, aber ihr Chef will wohl das Sortiment mit No-Fear runterfahren. Stop, er soll noch drei Sekunden damit warten, bis Melanie ...! OK, Melanie nickt unauffällig. Danke, jetzt könnt ihr mit den restlichen Sachen machen, was ihr wollt, Melanie grinst und hat ein passendes Shirt in Axels Größe und hoffentlich nach Axels Geschmack gefunden und ab jetzt könnt ihr mit No-Fear machen was ihr wollt: WIR HABEN UNSER SHIRT UND ALLES ANDERE IST UNS EGAL ! Das Mädel ist vollkommen überrascht, daß wir so schnell fündig geworden sind und freut sich, daß sie uns helfen konnte.

Wir raus und ... STRIKE!!! Die No-Fear-Story hat endlich ihr glückliches Ende gefunden.

Als wir später Wally und Torsten lachend die gesamte Story erzählen, sagt Wally nur: „Na, ich hätte ja auch vielleicht vorher mal in den Läden angerufen, ob die No-Fear-Klamotten haben.“ Thats the difference between Germany and the USA! In Deutschland kämen wir wahrscheinlich gar nicht erst auf die Idee in einem Laden anzurufen und zu fragen, ob bestimmte Sachen auf Lager sind, aber hier ist das gang und gäbe. Thanx, Wally, du hast uns wieder mal die Augen geöffnet! Andererseits: Hätten wir sonst eine solch herrliche Story zu erzählen gehabt? ;-)

Das Stück Weg bis zu den beiden führt uns dann wieder zurück auf den Tamiami-Trail und quer durch den mondänen Ort Naples, dessen Name sich von dem italienischen Neapel ableitet. Nicht wegen der Mafia, sondern wohl eher, weil man mit der Namenswahl versuchte, etwas südländischen Flair an den Touristen zu bringen. Die Stadt wirkt sehr gepflegt im Vergleich zu so manch anderer Stadt in Florida und es leben hier auch mehr Millionäre als in anderen Städten in Florida. An der Küste entlang gibt es Villen-Gegenden, wo wir 2004 mal durchgefahren sind und dort stockt einem alle paar Meter der Atem über die Größe und Pracht, die hier zur Schau gestellt wird. Aber hier ist das völlig normal.

Unterwegs überholen uns hin und wieder Biker, zumeist auf Harleys. Hier ist es keine Vorschrift, Helme auf den Motorrädern zu tragen und das wird gerne genutzt um die lange Matte in den Wind zu hängen. Der sicherheitstechnische Aspekt darf dabei dann gerne in den Hintergrund treten ...!

Am östlichen Ende von Naples geht rechts die Strasse Richtung Marco Island ab, wo die Bewohner noch etwas nobler wohnen als in Naples, wenn das dann noch möglich ist. Und kurz vor der Brücke auf die Insel liegt auf der linken Seite der Wohnkomplex, in dem Wally und Torsten seit ungefähr einem halben Jahr wohnen. Die Anlage heißt „Hammock Bay“ und ist eine „gated community“, was bedeutet, daß man einen Pförtner (guard) passieren muss, um auf das Gelände gelassen zu werden. Man sollte angemeldet sein und wenn man spontan kommt, wird der betreffende Bewohner der Anlage vom Guard aus angerufen, ob der Besuch erwünscht ist. Man wird namentlich erfasst, damit keiner unbefugt die Community betritt. Diese Art des Wohnen hat in den letzten Jahren in den Staaten immer mehr zugenommen, um dem Sicherheitsaspekt im eigenen Heim Rechnung zu tragen. Mittlerweile findet man auf den meisten Einfallstrassen in die Städte etliche solcher Communities, die zumeist von älteren Leuten oder z.B. Golfinteressierten bewohnt werden, wobei in dem Fall dann der community-eigene Golfplatz direkt vor der Haustür liegt.

Ein kurzer Anruf von der Pforte aus bei Wally, die aus dem 8.Stock herunterkommen und uns dann am Haupteingang des Hauses in Empfang nehmen wird. Wir fahren auf die Anlage und staunen über die Wohntürme. Es sind hier drei Hochhäuser mit jeweils 20 Stockwerken gebaut worden. Hochhaus ist hier kein Schimpfwort wie in Deutschland und wer diese Edeltürme betrachtet, versteht auch, daß Wohnen hier reinster Luxus ist. Wir fahren zu dem Tower, wo Wally uns bereits an der Tür erwartet. Standesgemäß parken wir unser Auto in der größten Parklücke, die man finden kann. Die sind auch so üppig dimensioniert wie die ganze Anlage, theoretisch hätten auch zwei Autos hineingepasst, aber wir gönnen uns ja sonst nichts. Wally begrüßt uns herzlich, wir haben uns ja auch schließlich ein ganzes Jahr nicht gesehen. Sie führt uns ins Haus hinein, wo am Desk eine eigene Empfangsdame über die eintretenden Gäste wacht. Wally erzählt uns, daß man hier ohne den elektronischen Key, den man zum Eintritt ins Haus und zur Türöffnung innerhalb der Anlage benutzt, vollkommen aufgeschmissen ist. Wenn man ihn also mal vergißt, steht man hilflos vor den Türen.

Beim Eintritt in den Empfangsbereich stellen wir bereits fest, wie luxuriös die Gesamtausstattung des Hauses ist. Dicke Clubsessel, edle Bilder, ein Kamin und weiche Sitzecken stehen in der Lobby und können von allen Hausbewohnern wie ein Wohnzimmer benutzt werden. Einige Schritte weiter führt uns Wally in die hauseigene Bar, die von den Hausbewohnern für eigene Parties oder den Empfang von Gästen genutzt werden kann. Eine eigene Küche hinter dem Barbereich rundet die Möglichkeiten der Bewirtung ab. Über den Flur hinweg findet sich dann auch noch ein eigenes Theater, in dem edle Sessel vor einer Leinwand aufgebaut sind, um z.B. Fernseh-Sendungen gemeinsam anzuschauen. Wieder einige Meter weiter den Flur entlang ist dann die eigene Fitness-Center mit etlichen Fitness-Gerätern modernster Bauart und einer (in Florida etwas befremdlichen) Sauna. Alle Räume und Geräte können von den Bewohnern des Hauses jederzeit kostenfrei genutzt werden. Wir wechseln in den Aussenbereich des Hauses und Wally zeigt uns den riesigen Pool und zwei große Barbecue-Grills. Daneben noch einmal ein Haus, in dem man nochmals eine Bar und Sitzgelegenheiten findet, wenn man sich nach dem Grillen noch ein Bierchen genehmigen will. Alles in allem echter Luxus, der einen hier umgibt. Wir sind beeindruckt.

Wally führt uns wieder in den Eingangsbereich zurück und wir besteigen den Aufzug, um in den achten Stock zu schweben. Die elektronischen Keys sind so programmiert, daß man nur auf der eigenen Etage halten kann, somit hat man ab hier seinen privaten Bereich. Als der Aufzug dann hält und die Tür sich öffnet, steht man in einem kleinen Vorraum und es öffnet sich die Tür in die über 300 Quadratmeter große Wohnung der beiden, die sehr geschmackvoll eingerichtet ist. Die Aussicht aus dem achten Stock läßt dann den Blick über die Mangroven-Sümpfe und kleine Buchten schweben und Wally erzählt, daß man hier oft abends die Delphine in den Buchten schwimmen sehen kann. Wir genießen die Aussicht über dieses Paradies und die Thousand Islands. Auf einem der Balkone kann man sogar eine Ecke des Golfs von Mexico sehen. Und nachdem wir einen leckeren Kaffee und Wallys hervorragenden Key-Lime-Pie genossen haben, sitzen wir noch lange auf der Terrasse und genießen die Aussicht, während wir die neuesten Geschichten mit den beiden austauschen. Kurz nach 18.00 Uhr geht die Sonne dann mit einem riesigen orangefarbenen Feuerball im Westen über den Mangroven unter.

Etwas später verabschieden wir uns dann auch von Wally und Torsten und freuen uns, daß wir wieder mal bei den beiden zu Besuch sein durften.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Man das sieht ja richtig edel aus.
Wohnen die beiden allein in der Wohnung.
Zu der MMS von Gestern das ist ja ein super plätzchen auf Sanibel sieht aus wie in der Karibic.

Gruss, jens