Montag, 4. Februar 2008

Back to base

Na, irgendwann ist auch der schönste Urlaub vorbei und man muss sich wieder an den Alltag gewöhnen, wobei …: so ganz Alltag ist noch nicht angesagt, weil wir ja diese Woche auch noch frei haben.

Grund genug, die Zeit zu nutzen um den letzten Blog für Cape Coral 2008 zu schreiben, obwohl ich zugeben muss, dass das Schreiben am Pool weitaus mehr Spaß gemacht hat, als hier am Schreibtisch zuhause in der Bibliothek.

Dafür schreibe ich hier schneller, weil ich endlich wieder die normale Tastatur nutzen kann und nicht auf der Laptoptastatur herumhacken muss. Ich hatte zwar die richtige Tastatur mitgenommen, aber wofür eigentlich, wenn man den USB-Stick zum Verbinden vergisst. Eines der Dinge, die schief gelaufen sind, aber zu verschmerzen waren.

Wie sind die letzten beiden Tage verlaufen?

Nachdem wir am Donnerstagmorgen von der Villa Burdinski in die Villa Hildebrand umgezogen sind, haben wir den Rest des heißen Tages mit Temperaturen um die 27 Grad (gefühlte 32 Grad ;-) genutzt, um noch einmal die Strände anzufahren, die wir diesmal noch nicht gesehen hatten. Wally und Torsten hatten uns Lovers Key auf jeden Fall empfohlen, und da Fort Myers Beach auf dem Weg dorthin liegt, sind wir mal wieder in Fort Myers hinter der Brücke links abgebogen und haben den Bowditch-Pointe-Park am Nordende der Halbinsel besucht. Letztes Jahr hatten wir hier ein sehr nahes Delphin-Erlebnis, diesmal wurde der Delphin gegen eine große Schildkröte ausgetauscht. Der Bowditch Pointe Park ist ein Naturschutzgebiet, dort liegen Schildkröten frei zugänglich, oder durch einen Zaun getrennt, auf den Flächen herum. Wir hatten ein Exemplar gefunden, dass in etwa die Größe (wie beschreibt man die Größe eine Schildkröte?) einer Kinderbadewanne hatte (ich habe die Wanne jetzt einfach gedanklich umgedreht und vier Füße dran montiert) und sie lag etwa vier Meter von uns entfernt hinter einem Zaun in den Dünen. Das Einzige, was sich an ihr bewegte, war ihr hervor gestreckter Hals und Kopf, der neugierig hin und her blickte. Wir sind dann am Strand entlang einmal um die Spitze der Insel herumgewandert, meist im warmen Wasser des Golfs von Mexico. Man kann es kaum glauben, aber der Golf hat selbst jetzt im Winter eine Wassertemperatur von 26 Grad. Und der schneeweiße Sand lässt einen überlegen, ob es besser ist, nach unten auf den weißen Strand oder nach oben in die gleißende Sonne zu schauen. Bowditch-Pointe ist so gelegen, dass hier alle Boote, die Fort Myers Beach anlaufen, an dieser Stelle hereinkommen müssen und so ist vor der Küste ein reges Auf und Ab der Boote zu beobachten. Kleine Pontonboote wechseln sich mit Luxusyachten ab und eine Expressfähre vom Ausmaß eines kleineres Kreuzfahrtschiffs fährt von hier aus einmal täglich nach Key West hin und zurück. Das ist übrigens, abgesehen von einem Flug nach Key West, die schnellste Möglichkeit dorthin zu kommen, da die Fähre direkten Weges fährt, man aber mit einem Auto wegen der dazwischen liegenden Everglades zunächst an die Ostküste fahren muss um dort über die Kette der Florida Keys wieder nach Westen zu fahren. Dafür sind die Preise heftig, die Fährfahrt mit dem Schnellboot kostet ca. 130 Dollar pro Person für die Hin- und Rückfahrt!

Wir besteigen wieder das Auto und fahren ca. 20 Kilometer weiter in Richtung Süden um den Recreational Park Lovers Key zu besuchen. Der Park ist jetzt zum zweiten Mal zum schönsten Park der USA gewählt worden und wenn man die fünf Dollar beim Ranger-Häuschen am Parkeingang bezahlt hat und das Auto auf einem der zwei Meilen weiter gelegenen Parkplätze abgestellt hat, versteht man warum. Rundum ist pure Natur angesagt, die Strände sind stark naturbelassen und es gibt hier einen Rundweg für Fahrradfahrer und Spaziergänger, der etwa 5 Kilometer lang ist und mitten durch dschungelartige Wälder mit Mangroven und Wasserarmen führt. Wir nehmen lieber den Fußweg zum Strand und überqueren zwei dieser breiten Wasserläufe per Brücke. Man kann in das Wasser schauen und viele kleine Fische herumhuschen sehen. An interessanten Punkten stehen Erklärungstafeln mit z.B. den verschiedenen Muschelsorten, die hier am Strand zu finden sind. Eigentlich hätte ein Schild gereicht, das besagt, dass hier so ziemlich alle Muscheln zu finden sind, die man sich vorstellen kann, aber die Park-Ranger haben eine schöne Tafel mit aufgeklebten Beispielen der Muscheln erstellt. Ist doch auch viel schöner!

Kurz vor dem Übergang an den wieder einmal schneeweißen Strand beobachten wir in dem zweiten Wasserlauf einen größeren Fischreiher, der auf der Jagd nach Fischen ist und auch offensichtlich Erfolg hat, jedenfalls legt er des Öfteren den Kopf in den Nacken, nachdem er im Wasser herumgepickt hat. Am Strand liegen an der Abrisskante zum Meer hin Millionen von Muscheln, nicht umsonst gelten die Strände hier an der Golfküste als Paradies für Muschelsammler. Während Melanie sich die Zeit nimmt, einige Muscheln zu sammeln, laufe ich schnelleren Schrittes einige Hunderte von Metern weiter südlich, weil die Sonne doch ziemlich brennt und ich mir keinen Sonnenbrand holen will. Am südlichen Ende des Strands liegt eine größere offenen Holzhütte, wo man sich ein wenig schatten suchen kann, wenn man der Sonne mal entgehen will. Am Strand spielt sich das normale Strandleben ab: einige ältere Leute sind in der Überzahl und haben sich auf den flachen Strandstühlen unter Sonnenschirmen auf den Strand gesetzt. Einige Jugendlich sind im Wasser, Pelikane schweben über dem Meer und stürzen sich alle paar Minuten wie Pfeile ins Nass auf der Suche nach Nahrung. Etliche Leute suchen den Strand nach Muscheln ab. Strandidylle pur.

Alle Viertelstunde fahren zwei Trambahnen, die von einem Pickup-Truck gezogen werden, vom Parkplatz zu diesem Strandabschnitt und ermöglichen es somit den älteren Leuten, ihre Strandutensilien möglichst stressfrei an den Strand mitzunehmen. Einer der Punkte, die einem nicht nur in Florida sondern auch in den gesamten USA immer wieder auffallen, ist die Tatsache, dass es überall für Behinderte und alte Menschen besonders einfach gemacht wird, Plätze zu besuchen, die ihnen sonst nicht möglich wären. Auch die ausreichende Anzahl der behindertengerechten Toiletten selbst an einem so abgelegenen Strand ist auffällig. Ein Punkt, der uns immer wieder positiv ins Auge fällt. Sollten wir mit Hermann und Else jemals noch mal Urlaub machen, hier wäre der ideale Punkt dafür. Wenn nicht dieser für die beiden so lange Flug wäre …!

Wir „Senioren“ nutzen auch die Trambahn, um wieder zum Ausgangspunkt unserer Lovers-Key-Strand-Wanderung zu kommen und freuen uns, dass wir wieder einmal einen so herrlichen Ort Floridas gefunden haben.

Der Freitag ist der letzte Tag vor dem Rückflug und wir genießen noch einmal ein ausgiebiges Frühstück zuhause. Wir wollen uns die Ruhe antun und heute nur noch die letzten Einkäufe (Aspirin, Deo-Sticks etc.) tätigen. Den Manatee-Park können wir auf dem Weg gleich mitnehmen, diesen kleinen, aber feinen Park der Gemeinde Fort Myers findet man im Osten der Stadt und er ist in der Nähe eines Heizkraftwerkes, dass Wasser aus dem nahe liegenden Fluss zur Kühlung nutzt. Das warme Wasser wird zurückgeführt in den Fluss und an der Stelle kommen die Manatees ins Spiel. Wer sie von unseren Schilderungen noch nicht kennt: Manatees sind am besten als Seekühe zu bezeichnen. Sie sind recht groß, bis zu vier Meter lang, meist grau und haben einen enormen Leibesumfang. Also bis auf die graue Haut-Farbe erinnern sie ein bisschen an mich selber ;-)

Manatees sind das Wappentier des Staates Florida und leben in den Flüssen und Flussmündungen, bis hinaus auf See. Man kann an verschiedenen Stellen in Florida (z.B. im Chrystal River Park) mit Ihnen schwimmen gehen, da sie als die friedlichsten Tiere der Welt gelten. Ihr Bestand war einen lange Zeit bedroht, da der einzige natürliche Feind des Manatees, der Mensch, durch das Eindringen in ihre Lebensräume den Manatees schweren Schaden zugefügt hat. Es werden immer wieder Tiere gefunden, die von Bootsschrauben oder Bootsrümpfen verletzt wurden und die Zahl der Tiere, die dabei getötet werden, ist recht hoch. Mittlerweile hat man erkannt, dass die Schifffahrt den Tieren sehr schadet und so werden immer mehr Refugien für die Tiere geschaffen, wo sie sich zurückziehen können. Dieser und andere Maßnahmen haben dazu geführt, dass sich die Zahl der Manatees wieder vermehrt hat und mittlerweile sieht man sie wieder regelmäßiger in den Flüssen. Im Winter ziehen sie sich gerne in wärmere Gewässer zurück und da ist dieser Ort in der Nähe des wärmespendenden Kraftwerks natürlich ideal. Der Park ist völlig unspektakulär, aber liebevoll angelegt und es wird darum gebeten, dass man durch das Parkticket in Höhe von einem Dollar pro Stunde die Arbeit des Parks unterstützt. Überall auf dem Gelände findet man unter alten großen Bäumen Stellen, wo man für Schulklassen Bänke aufgestellt hat und wo die eifrigen Freiwilligen Unterstützer dieses Parks mit viel Liebe Informationen. 2007 hatten wir kein Glück mit der Beobachtung von Manatees, und da wir in diesem Jahr auf Alligatoren und Delphine in freier Wildbahn verzichten mussten, waren wir eindeutig der Meinung, dass wir gefälligst heute ein Manatee zu sehen bekommen sollten. Vom Ranger-Häuschen führt ein Weg zum Gewässer herunter, dass an dieser Stelle eher einem Kanal gleicht, wobei im rechten Bereich das warme Wasser eingeleitet wird. Dort sprangen etliche Fisch in den Strudeln des eingeleiteten Wassers in die Höhe um nach Fliegen und anderen Insekten zu schnappen. Der Kanal zieht sich dann ca. 300 Meter weiter, bis er in den eigentlichen Fluss, den Orange River mündet. Überall springt mal was aus dem Wasser, wir vermuten schon Alligatoren, die es hier auch gibt, aber sehen können wir natürlich nichts, weil: immer wenn du was hörst und hinguckst, ist das Tier, was den Lärm verursacht, natürlich schon wieder verschwunden. Und Manatees können es schon gar nicht sein, weil die nämlich keinen Krach machen, sondern sehr ruhig und langsam schwimmen. Wir marschieren weiter bis zur Flussmündung und irgendwann sehen wir dann doch aus dem Wasser zwei Nüstern auftauchen, Luft holen und dann wieder abtauchen. Also gibt es doch Manatees hier, auch wenn wir das Betrachten von zwei luftholenden Nüstern nicht unbedingt als komplette Tierbetrachtung bezeichnen würden. Aber wenn wir nichts anderes sehen, dann können wir wenigstens sagen, wir hätten ein Manatee gesehen. Wir gehen noch über einen Holzsteg bis hinunter an den Orange River, aber auch dort zeigen sich weder die Alligatoren, vor deren Fütterung hier gewarnt wird, (Toll, wie soll ich eins nicht füttern, wenn keins da ist? Obwohl, na ja, dann haben wir wenigstens auch keins gefüttert, wenn wir keines gesehen haben, stimmt auch wieder…) noch weitere Manatee-Nüstern oder die sich daran anschließenden Tiere.

Wir ziehen also wieder zurück in Richtung Parkplatz und halten ein letztes Mal an einer Ausbuchtung des Kanals, weil sich dort angeblich immer irgendwelche Manatees aufhalten. Dort steht noch ein junges Ehepaar mit Baby und starrt fasziniert auf die ruhige Wasseroberfläche. Ok: Letzter Versuch: Ich bringe die Kamera in Stellung und schalte sie an, auf Verdacht. 3 Minuten tut sich überhaupt nichts, halt, doch, der Akku der Kamera ist am Blinken, also gleich leer, und in dem Moment, wo ich zu Melanie sage, dass die Manatees nur warten, bis die Akkus leer sind, gibt der Akku seinen Geist auf und das Manatee taucht aus den Fluten wie ein Heißluftballon an die Wasseroberfläche. Toll Kameraakku leer, Manatee da. Aber das Manatee, das sich mit einem breiten Grinsen (so deute ich das!!!) an der Wasseroberfläche präsentiert, hat nicht mit unserer Zweitstrategie gerechnet. Fotokamera !!! Melanie hat natürlich sofort die Digitalkamera in Stellung gebracht und so schießen wir dann doch noch einige Fotos von unserer ersten Beobachtung eines Manatees in freier Wildbahn. Es ist schon ein überwältigendes Erlebnis, diese sanften Riesen zu sehen. Unser Tier schwimmt kurz unterhalb der Wasseroberfläche und man kann den pockennarbigen Rücken des Tieres sehen. Es ist etwa 2 Meter lang und taucht dann nach ca. eineinhalb Minuten langsam wieder soweit unter, dass wir es in dem Wasser nicht mehr sehen können.

Es gibt übrigens eine schöne Geschichte rund um die Manatees, die man sich in Florida immer noch gerne erzählt. Als Christopher Columbus Ende des 15. Jahrhunderts in den karibischen Gewässern auftauchte, sahen er und seine Seeleute auch die Seekühe. Ob es an ihrer monatelangen Abstinenz von Frauen lag oder an dem eingeschränkten Sehvermögen nach der schmalen Seemannskost: Sie hielten die ersten Manatees, die sie sahen, für bildhübsche Meerjungfrauen ... ! Den Wahrheitsgehalt dieser Story wollen wir lieber mal nicht abklopfen, aber die Vorstellung ist alleine schon was herrrliches ... !


Glücklich ziehen wir einige Minuten später dann zum Auto und freuen uns, dass wir endlich ein Manatee live erleben durften!

Donnerstag, 31. Januar 2008

Florida-Splitter

In diese Rubrik möchten wir gerne die Begebenheiten packen, die sich am Rande zugetragen haben oder die uns hier aufgefallen sind, weil sie ungewöhnlich sind oder einfach nur luschtig !

Haus-Kauf auf Floridianisch:

Nach dem Zusammenbruch auf dem amerikanischen Kreditmarkt und der damit verbundenen Immobilienkrise sind momentan viele gute Häuser weit unter dem Preis zu bekommen, der reell wäre, aber wenn jemand verkaufen muß, dann tut er es zu fast jedem Preis. Damit einher geht die Tatsache, daß viele Immobilien-Makler hier Häuser auf Vorrat bauen und jetzt natürlich zu weitaus weniger als dem kalkulierten Preis verkaufen müssen. Hier ist es so, daß die Baufirmen sogenannte Model-Homes erstellen, um dem Kunden ein Abbild ihres fertigen Hauses zeigen zu können, oder mit dem Kunden gemeinsam Änderungen in der Innenausstattung besprechen zu können. Wenn diese Model-Homes dann zwei oder drei Jahre als Modell gedient haben, werden sie zumeist recht günstig verkauft. An den großen Straßen innerhalb Cape Corals stehen von jedem Immobilienmakler an verschiedenen Stellen mehrere solcher Häuser nebeneinander (mit bunten Fähnchen, Gas-Ballons und schreienden Schildern gekennzeichnet) und so kann man, wenn man mal Sonntags nichts besseres zu tun hat, zu Fuß (und das ist für ein Land, daß selbst beim Geldautomaten mit dem Auto den Drive-in benutzt, eine Besonderheit!) sich mehrere dieser nebeneinander liegenden Häuser anschauen. Letzte Woche fiel uns ( ... fast vor der Haustür, also ca. 5 Kilometer entfernt ;-) am Chiquita-Boulevard (der heißt wirklich so!) auf, daß ein Makler bei einem der Model-Homes schon mit einem Nachlass von 37.000 Dollar wirbt. Sein direkter Nebenmann hat sich das natürlich nicht bieten lassen und wirbt jetzt mit: „Buy the first floor and get the second one free !!!“ (Kaufen Sie das Erdgeschoss und bekommen sie den ersten Stock umsonst dazu !!!)

Wir haben uns überlegt, wie er das Problem der Dichtigkeit hinbekommt, wenn jemand wirklich nur das Erdgeschoss haben möchte ...! Obwohl das Erdgeschoss könnte man eigentlich auch offen lassen, so selten wie es hier regnet. ;-)

Tanken bei Shell

Tanken ist hier auch etwas eigenartig. Zunächst mal gibt es hier viele Tankstellen, die an den Tanksäulen keine Credit-Card akzeptieren, sondern „pay first“ fordern, was bedeutet, daß man den Kassierer in seinem Häuschen aufsucht, ihm einen bestimmten Dollarbetrag in die Hand drückt, und ihn darum bittet, die entsprechende Literzahl auf einer bestimmten Säule einzustellen. Man geht dann wieder zum Fahrzeug, steckt den Tankrüssel (=Nozzle) in die Tanköffnung und klappt die Nozzle-Halterung (=Lever) an der Säule nach oben (lift lever) und betankt dieses mit dem entsprechenden Sprit. Ich lehne das Vorab-Bezahlen grundsätzlich ab, weil ich ja nie weiß, wieviel reingeht und gerne volltanke. Daher sieht man uns des öfteren bei einer Tanke vorfahren, einen Blick auf die Zapfsäule werfen und dann wieder davonrollen.

Unsere ideale Zapfsäule sieht wie folgt aus: Wir rollen vor, ich steige aus, ziehe meine Kreditkarte durch den Schlitz an der Säule, nehme die entsprechende Tankpistole und betanke das Fahrzeug mit dem dementsprechenden Sprit. Nachdem der Tank voll ist, hänge ich die Tankpistole wieder ein, entnehme die Quittung und bin wieder weg.

Die mitdenkende Tanksäule haben wir dann bei einem Shell-Besuch in der vergangenen Woche kennegelernt.

Wir fahren vor, ich steige aus, gehe zu dem Monitor, wo ich auch die Kreditkarte durch den Schlitz ziehen kann. Ich nehme meine Kreditkarte, schaue mir die Position an, mit der die Karte eingeführt werden muss (es gibt schließlich vier verschiedene Möglichkeiten) und schiebe die Karte in den Schlitz. Erstes Piepen. Ich ziehe sie langsam wieder raus, zweites und drittes Piepen. „Das war zu langsam. Bitte ziehen Sie die Karte schneller wieder heraus“. Also nochmal einführen und beim nächsten Piepen schnell wieder herausziehen. Hat geklappt! Der nette Monitor blinkt einmal kurz und fragt mich: „Debit oder Credit“. Das ist der Unterschied zwischen der EC-Karte, bei der ich die Nummer wie am Geldautomaten eingeben muß und der Kreditkarte, wo der Betrag von der Kreditkarte abgebucht wird. Ich drücke Credit. „Sie wünschen Credit? Bitte drücken Sie „yes“ or „no“.“ Geduldig wie ich nun mal bin, ziehe ich den vorschnellenden Fuß vor dem Auftreffen auf dem Monitor zurück und drücke „Yes“. Jetzt kommt die Krönung: „Wünschen Sie eine Autowäsche?“. Ich muß wirklich zwei- oder dreimal gelesen haben, bevor ich begriffen habe, was er von mir will. Ich suche nach einer Tastatur, über die ich mit dem Monitor korrespondieren kann um ihn zu fragen: „Stehe ich vor einer Waschanlage oder stehe ich vor einer Tanksäule ?“ In meiner unendlichen Geduld (Melanie ist bereits auf dem Beifahrersitz eingeschlafen, weil es so lange dauert) teile ich ihm per „no“ mit, daß das Auto von den Alamo-Putzkolonnen in einen hervorragenden Zustand gebracht worden ist und daher keiner Wäsche bedarf. (Was man nicht alles mit einem „No“ ausdrücken kann). Der Monitor springt mit einem leisen Piepsen (ich, glaube es ist das dreiundzwanzigste) in die nächste Galaxie. „Sie möchten keine Autowäsche, wollen Sie tanken?“ Der Fuß zuckt noch einmal kurz in Richtung Säule, bevor ich auch hier mit dem vierundzwanzigsten Piepsen die Entscheidungsmöglichlichkeit zwischen (...ja ihr habt richtig geraten) „yes or no“ erhalte. Na, dann könnte ich ja mal gerade nebenan bei Burgerking einen Burger holen, wenn es noch länger dauert. Oder ich frage den Monitor, ob ich anstelle der Autowäsche vielleicht einen Doppel-Whopper erhalten könnte. Der Monitor erwacht aus seinem zwischenzeitlichen Datenschlaf und stellt mir die alles entscheidende Frage: „Welche Sorte Sprit wünschen Sie ? Unleaded, Midgrade, Premium ?“ Ist das die 8000,- EURO-Frage? Na, gut, die Antwort ist einfach. Midgrade gedrückt! Hurra, der vorläufig letzte Pieps: „ Sie haben Midgrade gewählt! Bitte liften Sie den Lever nach oben und beginnen Sie dann mit dem Tankvorgang !“ Der Nozzle steckt, ich klappe den Lever nach oben und ... ? ... nach wenigen Sekunden höre ich das beruhigende Geräusch des durchlaufenden Sprits bis zum Anschlag ...! Nozzle-Halterung wieder runter geklappt, Tankpistole eingehängt und schauen wir doch mal, was es Neues auf dem Monitor gibt. Vielleicht ein „Sind Sie immer noch sicher, daß Sie keine Autowäsche wollen?“ oder ein „Wie wäre es mit einem Six-Pack-Bier und Chips ?“ Nein, der Monitor hat es offensichtlich auch aufgegeben, fragt mich mit einem letzten jämmerlichen Piepsen: „ Wünschen Sie einen Beleg? Yes or No“ und entläßt mich mit einer 30cm-langen-Quittung, auf der er dann doch noch ein letztes Mal hämisch nachtritt: auf dem unteren Ende der Quittung lese ich: „1 Dollar Rabatt bei der nächsten Autowäsche !“

Island-Days II

Wo es mit I anfängt, da kommt auch meistens noch II. Und in diesem Fall heißt das, daß wir gestern mal wieder unsere Lieblingsinseln Sanibel und Captiva besucht haben.
Die beiden ungleichen Zwillinge liegen etwas südlicher von Cape Coral und man kommt nach einer knapp halbstündigen Fahrt (also in Amerika gerade um die Ecke) über eine neugebaute Brücke auf die erste Schönheit, Sanibel. Die drei Brücken hat man seit Mitte 2006 komplett erneuert und mit der ersten Brücke von der Ft.Myers-Seite aus hat man die Fahrbahn auf eine Höhe gehoben, bei der auch größere Schiffe unter dieser Brücke herfahren können, ohne daß es wie früher einer Klappbrücke bedarf. Die Klappbrücke führte früher zu großen Rückstaus. Der Wegzoll für die Brücke ist mit 6 $ sehr hoch, aber wenn man erst einmal auf der Insel ist, weiß man, warum man gerne die Toll entrichtet hat.
Wir haben schon einen bestimmten Rhythmus, wie wir uns immer wieder unseren Trauminseln nähern: an der ersten Kreuzung, wo in orangene Warnwesten gehüllte Hilfspolizisten den Verkehr per Hand leiten (es gibt keine Ampel auf beiden Inseln), führt uns unser Weg immer auf die linke, kurze Seite von Sanibel. Dort ist unser Parkplatz immer direkt am Sanibel Lighthouse, der auf dem schneeweißen Strand am Südende der Insel thront. Wir begeben uns über hölzerne Stege, die hier das Palmendickicht durchschneiden, auf den Strand und schauen meist am Anglersteg, was die Jungs heute so an die Angel bekommen haben. Unser einer staunt, welch tropische Fische hier aus dem Golf von Mexiko geangelt werden, die wären bei uns die Sensation in jedem Aquarium, aber hier ist es völlig normal diese Fische nicht nur aus dem Wasser zu holen, sondern auch für das abendliche Dinner mit nach Hause zu nehmen.
Wir ziehen die Schuhe aus und wandern über den schneeweißen Strand ein Stück in Richtung des Leuchtturms, meist sieht man hier eine Schule Delphine ca. 50-100 Meter vor dem Strand auf der Suche nach was Freßbarem, aber heute ist das Meer sehr ruhig. Nur einige Schnellboote sehen wir in einiger Entfernung in den Golf von Mexico einbiegen. Auf dem Strand liegen Abermillionen von Muscheln, über die jeder Sammler jauchzt. Die Strände auf Sanibel und Captiva sind bekannt dafür, daß sie die besten Muschelsuchreviere Amerikas bieten. Oft findet man auch fossile Haizähne, die durch die Meeresbrandung auf den Strand getrieben werden. Auch eine besondere Seeigelart, der Sanddollar, hat hier sein zuhause. Er hat seinen Namen durch sein Aussehen, daß einer Dollarmünze gleicht, die es übrigens heute meines Wissens garnicht mehr gibt.
Wir haben erstmal genug Sand gehabt und laufen wieder durch die Mangroven und Palmenwälder zurück zum Auto. Bei meinem ersten Besuch hier im Jahr 2004 war der „Dschungel“ hier noch dicht und von hohen Bäumen geprägt. Nach zwei Hurricanes, die die Insel stark getroffen haben, mußte hier komplett renaturiert werden und daher sind im Moment die Bepflanzungen noch nicht so hoch wie vorher. Aber jedes Jahr sehen wir den Dschungel wachsen ... !
Wir fahren über die Hauptstrasse der Insel, die sich einmal komplett durch Sanibel und Captiva windet, in Richtung Norden, an den vielen kleinen Geschäften und Restaurants vorbei, die hier die Bedürfnisse vor allem der Touristen bedienen. Ein kurzer Halt an einem sehr guten Burgerrestaurant, dem „Cheeburger Cheeburger“ und der riesige, frisch gebratene Burger stopft das aufkommende Hungerloch. Wir fahren weiter an einem wunderbaren Naturschutzgebiet entlang, dem „J. N. "Ding" Darling National Wildlife Refuge“ (http://www.fws.gov/dingdarling/ ). Wir sind bereits zweimal den Weg entlanggefahren, wo man Alligatoren, viele Vogelarten, Schildkröten (die hier sehr zahlreich sind) und Fische beobachten kann. Daher lassen wir den Park diesmal rechts liegen und fahren weiter in Richtung Captiva.
Captiva ist die kleinere Schwester von Sanibel, ebenfalls mit wunderschönen Stränden gesegnet. Alles ist hier etwas feiner und kleiner als auf Sanibel. Hier findet sich am Nordende auch wieder eine gated community, aber kurz vorher gibt es einen kleinen Parkplatz, wo uns auch mal wieder Starbucks mit frischem Kaffee und geeisten Cafè-Spezialitäten erwartet. Wir holen uns einen Frappuccino und heißen Moccachino und setzen uns an den Strand, in der Hoffnung, doch noch den ein oder anderen Delphin zu beobachte, aber nur einige Strandläufer picken hochmotiviert in der Brandung herum. Es ist ein wahrhaft tropisches Geühl, hier zu sitzen und den Blick auf den Golf von Mexico zu schweifen zu lassen.
Bevor mich die Sonne zu sehr verbrennt, machen wir uns auf den Rückweg und stellen uns in den Stau, der hier allabendlich entsteht, wenn die Touristen den Rückweg aufs Festland antreten. Einer der Vorteile unseres Rückwegs ist die Tatsache, daß wir wenige Meter hiter dem Erreichen des Festlandes wieder am BigDogs-Store im Tanger-Outlet-Center vorbeikommen und da wir noch eine spezielle Bestellung für Finja erledigen sollen, schauen wir heute mal wieder in unseren Stammladen herein. Die Jacke ist schnell gefunden und noch eine zweite Kapuzenjacke. Beim Stöbern an der Ladenzeile des Outlets ist uns vorher aufgefallen, daß dort noch ein Nike-Factory-Store mit Sportschuhen aufwartet und da ich bislang noch nicht fündig geworden bin, schauen wir auch hier noch einmal herein. Mel bleibt noch kurz draussen vor der Tür und ich gehe schon mal stöbern. Ein Blick auf die „Sizes 14 & up“ und ich sehe sofort, daß es hier wieder einmal ein Paar mit Größe 18 (american Size = 52 in Deutschland) gibt. Das letzte Mal 2007 habe ich mich über ein paar schwarze Nike-Basketball-Shoes für 50 Dollar, also damals ca. 38 Euro gefreut. Ein Blick auf das Preisschild: diese Schuhe sollen 9.99 $ (also 6,80 €) kosten, lt. großem Reduced-Schild auf dem Karton. Freude über Freude, so günstig. Doch halt, da ist noch ein kleineres rotes Preisschild auf dem Karton: 4,99 Dollar, also ganze 3,40 Euro. Na, wenn das mal nicht zu teuer ist ... ! ;-) Ich kann garnicht so schnell mit den zitternden Händen den Karton greifen und unauffällig zur Kasse schlendern. Wer weiß, wo die sich vertan haben? An der Kasse wird zunächst ein Preis von 19.99 $ angezeigt, ich hole schon Luft, aber der Kassierer, ein junger Farbiger, korrigiert sofort den Preis auf 4,99 $. Inclusive der allgegenwärtigen Sales-Tax, die hier immer erst and er Kasse angezeigt wird, zahle ich 5,26 $, also etwa 3,70 Euro. Melanie, die es gerade bis zur Kassen geschafft hat, schaut mich fragend an, weil ich schon nach wenigen Minuten mit einem Karton an der Kasse fertig bin und ich erzähle ihr im Rausgehen von meinem besonders günstigen Fang. Jetzt ist auch endlich Zeit, die Schuhe genauer zu betrachten, weil bislang war es mir vollkommen unwichtig, welche Farbe und Form die Schuhe haben. Natürlich hatte ich sie mir schon vorher kurz angeschaut, aber erst jetzt geniessen wir den Anblick von weiß-blauen Basketball-Shoes in Größe 52 für knappe vier Euro !
What a catch !

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Wir sind soeben, wie geplant, in unsere neue Unterkunft in die Villa Hillebrand (www.reckendrees.eu) umgezogen, um hier die letzten zwei Tage zu verbringen, da in der Villa Burdinski heute abend neue Gäste erwartet werden. Und unser erster Blick in den Pool sorgt für den ersten Schock: WIR HABEN EINEN ALLIGATOR IM POOL (siehe Bild).

Aber da dieser uns nichts tut, sondern nur die Temperatur im neuen Pool mißt, haben wir uns geeinigt, daß er weiter den Pool bevölkern darf ... !

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Mittwoch, 30. Januar 2008

Island-Days I

Keine Angst, es ist nicht so kalt, daß wir an Island denken müssen, aber wir sind nun einmal vor der Küste von drei Inseln umgeben, die im englischen nun mal Islands heißen.

Über Pine Island haben wir in unserem zweiten Blog ja bereits kurz die Überfahrt über die Zufahrt, oder wie man ihn hier nennt, den Matlacha-Pass beschrieben. Am Montagabend hat uns das herrliche Wetter spätnachmittags und der damit zu erwartende klare Sonnenuntergang regelrecht aufgefordert, noch irgendwo ans Meer zu fahren, um das allabendliche Sundowner-Spektakel zu betrachten. Sonnenuntergänge sind ja überall schön anzusehen, aber hier irgendwie noch mal was Besonderes. Nicht ganz ohne Hintergrund behaupten die Einwohner von Key West, daß der Sonnenuntergang auf ihrem Hauptplatz, dem Mallory Square, der schönste der Welt ist. Dem können wir nicht so ganz zustimmen, weil wir es weitaus schöner finden, den Sonnenuntergang alleine an einem Strand zu erleben, als gemeinsam mit 2000 Zuschauern auf Key West.

Also sind wir auf Pine Island gefahren. Die Insel hat im Vergleich zu den anderen beiden Inseln, Sanibel und Captiva, eine etwas nüchterne und rauhere Atmosphäre. Das mag dadurch bedingt sein, daß hier nicht der Tourismus im Vordergrund steht, sondern etliche Gärtnereien sogenannte Palm-Nurseries hier betreiben. Man fährt also fast immer an Palmenplantagen vorbei, was natürlich auch seinen optischen Reiz hat. Hier lernt man, daß es nicht nur eine Palmenart gibt, die fast jedem bei den Gedanken an Palmen einfällt (langer, schmaler Stamm und am oberen Ende eine Krone aus Palmblättern), sondern eine große Vielfalt an bodendeckenden Palmen oder auch Fächerpalmen, die mit harten und spitzen Blättern ausgestattet sind.

Fährt man auf die Pine Island, kommt man direkt an die Hauptkreuzung, wo sich der Weg in Richtung Süden zum Hauptort St.James und zum Norden in Richtung Bookelia verzweigt. Beide Wege sind etwa gleich lang und wir schlagen den Weg in Richtung Norden ein, da es dort zumeist etwas ruhiger zu geht. Am nördlichsten Ende der Insel angekommen, stellen wir den Chevy ab und suchen uns ein ruhiges Plätzchen am Hafen, der hier aus wenigen kleinen Booten besteht, mit denen die Einwohner Bookelias zum Angeln rausfahren. Es ist kurz vor Sonnenuntergang und bereits jetzt zeichnet sich ab, daß es heute herrlich werden wird. Wir postieren uns direkt an einer der Hafenmolen und um uns herum sehen wir etliche Pelikane und Möwen, die bei unserer Ankunft wohl Fressbares erwarten. Und wenige Minuten später geht die Sonne innerhalb von nur 10-15 Minuten in einem herrlichen Feuerball am Horizont unter und zeigt uns welches Farbspektrum in ihr steckt. Von gleißendem Gelb über süßem Rosa bis hin zu knalligem Orange und Pink bekommen wir das gesamte Farbenspekturm zu sehen und ich fotografiere, was das Zeug hält. Immer wieder schwimmt einer der grauen Pelikane durchs Bild und der Höhepunkt ist eine Gruppe von vier weißen Pelikanen, die hier selten sind und uns trotzdem mit ihrem majestätischen Zug über das Wasser beehren. Was für ein Naturerlebnis !

Das Abendessen wollen wir endlich mal auswärts einnehmen, nachdem ich bislang die Finger ja nicht von Herd und Ofen lassen konnte und jeden Abend selbst gekocht habe. Wir wollen zu Bubbas Roadhouse, einem urigen Lokal im Südstaatenstil mit umlaufender Veranda. Bezeichnenderweise liegt dieses echte, amerikanische Restaurant auch noch neben den riesigen Gebäuden des German-American-Social-Club, der hier in Cape Coral und Umgebung alles in der Hand hat, was mit deutschem Brauchtum zu tun hat. Dort findet das alljährliche Oktoberfest statt und vor wenigen Tagen hatte die GASC zum Gartenfest eingeladen, das in der örtlichen Presse als ein Bestandteil typisch deutschen Brauchtums dargestellt wurde. Eintritt 5 Dollar. Also, ich kann mich nicht erinnern, in Deutschland mal bei der Einladung zu einer Grillparty oder einem Gartenfest Eintritt bezahlt zu haben ... Ich schweife ab, aber die Darstellung deutschen Brauchtums durch hier lebende Deutsche ist mir persönlich ein Dorn im Auge, denn die deutschen Festivitäten öffentlich auf Oktoberfest, Biertrinken und Dirndl zu reduzieren, ist mir persönlich einfach zu wenig.

Bubbas Roadhouse ist das Stichwort. Wir waren 2004 das erste mal mit Dietmar, einem Bekannten hier und fanden die urige Atmosphäre so klasse, daß wir mal wieder hier essen wollten. Die Wartezeit auf einen Tisch kann man sich hier mit einer Schüssel ungeschälter Erdnüsse vertreiben, die man sich mittels der Schüssel aus einem riesigen Fass Erdnüsse fischt. Die Erdnüsse werden dann während der Wartezeit auf den Platz im Restaurant vor der Tür geschält und dementsprechend muß man sich seinen Weg ins Restaurant über einen Teppich von Erdnuss-Schalen bahnen. Der Grill vom Ausmass eines Esstisches für 12 Personen wird hier übrigens nicht mit einem Spachtel, sondern mit einem Spaten gereinigt ... ! Das Essen selber ist american-style, also deftig und herzhaft in großen Portionen.

Beim heutigen Eintritt in den Restaurantbereich, sehen wir, daß noch etliche Leute warten, nach unserer Erfahrung 2004, wo wir an einem Freitag ca. eine dreiviertel Stunde auf Plätze im Restaurant warten mussten, hatten wir dies an einem Montag nicht erwartet. Die Amerikaner kochen normalerweise sehr wenig zuhause, sondern gehen lieber auswärts Essen. In den amerikanischen Restaurants gilt der Grundsatz: „Wait to be seated!“, also wende ich mich an die junge Dame, die rechts von der Eingangstür den Türwächter macht. „Hallo, nice to see you. How many?“ Diese Frage zielt auf die Anzahl der Personen ab, für die ich einen Tisch brauche. „Hi, for a party of two!“ lautet meine Antwort, was nicht bedeutet, das ich mit Melanie hier eine Party veranstalten möchte, sondern die Zahl der Tischgäste in unserer Gemeinschaft (Party) festlegt. „Whats your name?“ und hier schlägt sich die Erfahrung von 2004 durch. Ich versuche erst gar nicht den Namen „Reckendrees“ zu platzieren, was 2004 mit dem Hin- und Herbuchstabieren von einzelnen Buchstaben geendet hat, sondern werfe gleich ein überzeugendes „Michaels“ in den Raum. Das Mädel will uns gerade in die Warteliste einschreiben, als mir nach einem Blick auf die umstehenden Wartenden einfällt, doch mal nach der Wartezeit zu fragen.“35 Minutes, Sir“, also geadelt in 10 Sekunden. Das ist uns für unseren Hungerstand etwas lange, auch wenn die Erdnüsse locken, aber wir danken ab und gehen wieder zum Auto zurück. Kurze Beratung auf dem Parkplatz: das australische Steak-Restaurant „Outback“ ist 15 Minuten weit entfernt und mit Sicherheit genauso voll. Und wenn wir in 5 Minuten im Publix ein paar Steaks und Kartoffeln geholt haben, können wir in einer halben Stunde unser eigenes Dinner zuhause geniessen. Also ab zu Publix, zwei vernünftige Sirloin-Steaks, zwei riesige Ofenkartoffeln und Sour-Cream besorgt und eine halbe Stunde später geniessen wir das selbstgebratene Steak zuhause mit Blick auf den Pool und den Kanal.

Montag, 28. Januar 2008

Naples-Day

Sonntag, aber hier fast ein Tag wie jeder andere auch. Der Effekt, daß die Angestellten hier zumeist frei haben, ist zu mindestens im Einzelhandel nicht zu bemerken, da die meisten Geschäfte auch sonntags geöffnet haben. Nur vor den zahlreichen Kirchen, an denen wir vorbeifahren, stehen hin und wieder die Gemeindemitglieder nach der Messe und diskutieren das gehörte Wort Gottes.

Offene Shops? Das Stichwort für uns, die „Jagd nach dem Verlorenen No-Fear-Shirt“ fortzusetzen. Nachdem Fort Lauderdale ja kein brauchbares Ergebnis gebracht hat (siehe auch Stau-Day), haben wir von der Homepage von No-Fear noch zwei Shops in Naples auf dem Zettel. Und da wir mit unseren Freunden Wally und Torsten für heute telefonisch ein Date zum Kaffeetrinken ausgemacht hatten und die beiden zwischen Naples und dem noblen Marco Island wohnen, liegen die No-Fear-Shops in Naples auf dem Weg. Das TomTom begleitet uns mit der gewohnten Genauigkeit und so fahren wir nicht über die schnelle Interstate 95, sondern über die etwas länger dauernde, aber auch landschaftlich herrliche Strecke über Ft. Myers Beach und Bonita Springs. Dieser Weg hat den Vorteil, daß man zu großen Teilen am Strand der Golfküste entlangfährt und da heute mal wieder herrlichster Sonnenschein bei warmen 25 Grad herrscht, genießen wir die Fahrt entlang der Küste. Ft.Myers Beach ist durch eine hohe Brücke vom Festland getrennt und bietet den typischen, wuseligen Charme eines jungen Küstenorts. Wir haben noch den Kauf von Postkarten auf der Liste und halten an dem altbekannten Laden von „Winds“ kurz vor der Strandpromenade. Wir stellen fest, daß wir es zum dritten Mal in drei Jahren (2004, 2007 und 2008) geschafft haben, am gleichen Laden die gleiche Parkbucht zu erwischen. Zufälle gibt es !!! Die Postkarten sind schnell besorgt und dort finden wir auch endlich für Mona mal was zum Mitbringen. Also Mona: Freu Dich auch schon mal auf ein hässliches T-Shirt ;-) !

Weiter über die Küstenstrasse, links und rechts liegen hunderte von Motels unterschiedlicher Klassifizierung, hier kann wirklich jeder den Schlafplatz für die Größe seines Geldbeutels finden. Rechts von uns führen immer wieder kleine Stichstrassen auf Parkplätze direkt am Strand ab, wo man gratis parken kann und mit wenigen Schritten auf dem gleißend weißen Sandstrand landet. Einfach nur herrlich.

Wir überqueren eine der Brücken, die die größeren und kleineren Buchten überspannen und unser Blick fällt von der Brücke auf herrliche feinsandige Strände, an denen einige Kinder im Wasser planschen oder Angler ihr Glück im klaren Wasser versuchen.

In Bonita Springs, am südlichen Teil dieser Halbinsel, schwenkt die Küstenstrasse wieder ins Landesinnere und wir landen nach wenigen Minuten auf dem Tamiami-Trail (siehe auch Stau-Day), wo nach einigen Meilen der erste Laden warten soll, der No-Fear-Shirts hat. TomTom leitet uns auch zuverlässig in die Ladenzeile, aber der Laden hat heute zu. Laden Nummer 3 von der No-Fear-Liste wird gestrichen und weiter zum vierten Laden, der allerdings nur zwei Meilen weiter in der Pine-Ridge-Road liegt. Im Vorbeifahren auf der rechten Strassenseite schon mal einen vorsichtigen Blick auf den Shop, der sieht auch schon so geschlossen aus. Na, wenn es dann hier nichts gibt, dann kriegt Axel halt kein Shirt !

Wir fahren auf den Parkplatz und das erste Aufatmen erfolgt, der Laden hat ein „Open“-Schild draussen hängen, also Chance ist da. Beim Einparken steht neben uns der alte Lieferwagen des Ladens und auf der Fahrertür prangt ein riesiger Aufkleber von No-Fear. Kollektives Aufatmen bei Melanie und mir. Lets have a look !

Wir stürmen in den menschenleeren Laden und erst beim zweiten Blick auf den Counter sehen wir ein junges Mädel, die wohl die Stellung hält. Von ihr ein kurzes Aufblicken und das obligatorische: „Heihauaarjuuduuin?“ auf das kein Clerk wirklich eine Antwort erwartet. Wir schauen uns vorsichtig um und auf den ersten Blick sehen wir kein Rack mit einem No-Fear-Schild drauf. Billabong, Fox und alle möglichen populären Marken reichlich, aber No-Fear? Es hilft nichts, wir wollen es jetzt wissen und sprechen das Mädel an. „Habt ihr No Fear?“. Langes Überlegen, langes Kratzen am Kopf und dann: „Hinten links müßte noch was sein ...“. Sie zieht mit uns in eine der dunkleren Ecken des Ladens und wirklich, auf einem der Ständer prangt wirklich ein No-Fear-Schild. Na, wenn wir da nix finden ...! Während Melanie schon den Ständer mit den 4 (in Worten vier) No-Fear-Shirts durchwühlt, erzählt die Kleine mir, daß sie die No-Fear-Sachen ja so toll findet, aber ihr Chef will wohl das Sortiment mit No-Fear runterfahren. Stop, er soll noch drei Sekunden damit warten, bis Melanie ...! OK, Melanie nickt unauffällig. Danke, jetzt könnt ihr mit den restlichen Sachen machen, was ihr wollt, Melanie grinst und hat ein passendes Shirt in Axels Größe und hoffentlich nach Axels Geschmack gefunden und ab jetzt könnt ihr mit No-Fear machen was ihr wollt: WIR HABEN UNSER SHIRT UND ALLES ANDERE IST UNS EGAL ! Das Mädel ist vollkommen überrascht, daß wir so schnell fündig geworden sind und freut sich, daß sie uns helfen konnte.

Wir raus und ... STRIKE!!! Die No-Fear-Story hat endlich ihr glückliches Ende gefunden.

Als wir später Wally und Torsten lachend die gesamte Story erzählen, sagt Wally nur: „Na, ich hätte ja auch vielleicht vorher mal in den Läden angerufen, ob die No-Fear-Klamotten haben.“ Thats the difference between Germany and the USA! In Deutschland kämen wir wahrscheinlich gar nicht erst auf die Idee in einem Laden anzurufen und zu fragen, ob bestimmte Sachen auf Lager sind, aber hier ist das gang und gäbe. Thanx, Wally, du hast uns wieder mal die Augen geöffnet! Andererseits: Hätten wir sonst eine solch herrliche Story zu erzählen gehabt? ;-)

Das Stück Weg bis zu den beiden führt uns dann wieder zurück auf den Tamiami-Trail und quer durch den mondänen Ort Naples, dessen Name sich von dem italienischen Neapel ableitet. Nicht wegen der Mafia, sondern wohl eher, weil man mit der Namenswahl versuchte, etwas südländischen Flair an den Touristen zu bringen. Die Stadt wirkt sehr gepflegt im Vergleich zu so manch anderer Stadt in Florida und es leben hier auch mehr Millionäre als in anderen Städten in Florida. An der Küste entlang gibt es Villen-Gegenden, wo wir 2004 mal durchgefahren sind und dort stockt einem alle paar Meter der Atem über die Größe und Pracht, die hier zur Schau gestellt wird. Aber hier ist das völlig normal.

Unterwegs überholen uns hin und wieder Biker, zumeist auf Harleys. Hier ist es keine Vorschrift, Helme auf den Motorrädern zu tragen und das wird gerne genutzt um die lange Matte in den Wind zu hängen. Der sicherheitstechnische Aspekt darf dabei dann gerne in den Hintergrund treten ...!

Am östlichen Ende von Naples geht rechts die Strasse Richtung Marco Island ab, wo die Bewohner noch etwas nobler wohnen als in Naples, wenn das dann noch möglich ist. Und kurz vor der Brücke auf die Insel liegt auf der linken Seite der Wohnkomplex, in dem Wally und Torsten seit ungefähr einem halben Jahr wohnen. Die Anlage heißt „Hammock Bay“ und ist eine „gated community“, was bedeutet, daß man einen Pförtner (guard) passieren muss, um auf das Gelände gelassen zu werden. Man sollte angemeldet sein und wenn man spontan kommt, wird der betreffende Bewohner der Anlage vom Guard aus angerufen, ob der Besuch erwünscht ist. Man wird namentlich erfasst, damit keiner unbefugt die Community betritt. Diese Art des Wohnen hat in den letzten Jahren in den Staaten immer mehr zugenommen, um dem Sicherheitsaspekt im eigenen Heim Rechnung zu tragen. Mittlerweile findet man auf den meisten Einfallstrassen in die Städte etliche solcher Communities, die zumeist von älteren Leuten oder z.B. Golfinteressierten bewohnt werden, wobei in dem Fall dann der community-eigene Golfplatz direkt vor der Haustür liegt.

Ein kurzer Anruf von der Pforte aus bei Wally, die aus dem 8.Stock herunterkommen und uns dann am Haupteingang des Hauses in Empfang nehmen wird. Wir fahren auf die Anlage und staunen über die Wohntürme. Es sind hier drei Hochhäuser mit jeweils 20 Stockwerken gebaut worden. Hochhaus ist hier kein Schimpfwort wie in Deutschland und wer diese Edeltürme betrachtet, versteht auch, daß Wohnen hier reinster Luxus ist. Wir fahren zu dem Tower, wo Wally uns bereits an der Tür erwartet. Standesgemäß parken wir unser Auto in der größten Parklücke, die man finden kann. Die sind auch so üppig dimensioniert wie die ganze Anlage, theoretisch hätten auch zwei Autos hineingepasst, aber wir gönnen uns ja sonst nichts. Wally begrüßt uns herzlich, wir haben uns ja auch schließlich ein ganzes Jahr nicht gesehen. Sie führt uns ins Haus hinein, wo am Desk eine eigene Empfangsdame über die eintretenden Gäste wacht. Wally erzählt uns, daß man hier ohne den elektronischen Key, den man zum Eintritt ins Haus und zur Türöffnung innerhalb der Anlage benutzt, vollkommen aufgeschmissen ist. Wenn man ihn also mal vergißt, steht man hilflos vor den Türen.

Beim Eintritt in den Empfangsbereich stellen wir bereits fest, wie luxuriös die Gesamtausstattung des Hauses ist. Dicke Clubsessel, edle Bilder, ein Kamin und weiche Sitzecken stehen in der Lobby und können von allen Hausbewohnern wie ein Wohnzimmer benutzt werden. Einige Schritte weiter führt uns Wally in die hauseigene Bar, die von den Hausbewohnern für eigene Parties oder den Empfang von Gästen genutzt werden kann. Eine eigene Küche hinter dem Barbereich rundet die Möglichkeiten der Bewirtung ab. Über den Flur hinweg findet sich dann auch noch ein eigenes Theater, in dem edle Sessel vor einer Leinwand aufgebaut sind, um z.B. Fernseh-Sendungen gemeinsam anzuschauen. Wieder einige Meter weiter den Flur entlang ist dann die eigene Fitness-Center mit etlichen Fitness-Gerätern modernster Bauart und einer (in Florida etwas befremdlichen) Sauna. Alle Räume und Geräte können von den Bewohnern des Hauses jederzeit kostenfrei genutzt werden. Wir wechseln in den Aussenbereich des Hauses und Wally zeigt uns den riesigen Pool und zwei große Barbecue-Grills. Daneben noch einmal ein Haus, in dem man nochmals eine Bar und Sitzgelegenheiten findet, wenn man sich nach dem Grillen noch ein Bierchen genehmigen will. Alles in allem echter Luxus, der einen hier umgibt. Wir sind beeindruckt.

Wally führt uns wieder in den Eingangsbereich zurück und wir besteigen den Aufzug, um in den achten Stock zu schweben. Die elektronischen Keys sind so programmiert, daß man nur auf der eigenen Etage halten kann, somit hat man ab hier seinen privaten Bereich. Als der Aufzug dann hält und die Tür sich öffnet, steht man in einem kleinen Vorraum und es öffnet sich die Tür in die über 300 Quadratmeter große Wohnung der beiden, die sehr geschmackvoll eingerichtet ist. Die Aussicht aus dem achten Stock läßt dann den Blick über die Mangroven-Sümpfe und kleine Buchten schweben und Wally erzählt, daß man hier oft abends die Delphine in den Buchten schwimmen sehen kann. Wir genießen die Aussicht über dieses Paradies und die Thousand Islands. Auf einem der Balkone kann man sogar eine Ecke des Golfs von Mexico sehen. Und nachdem wir einen leckeren Kaffee und Wallys hervorragenden Key-Lime-Pie genossen haben, sitzen wir noch lange auf der Terrasse und genießen die Aussicht, während wir die neuesten Geschichten mit den beiden austauschen. Kurz nach 18.00 Uhr geht die Sonne dann mit einem riesigen orangefarbenen Feuerball im Westen über den Mangroven unter.

Etwas später verabschieden wir uns dann auch von Wally und Torsten und freuen uns, daß wir wieder mal bei den beiden zu Besuch sein durften.

Samstag, 26. Januar 2008

Gekkos und andere große Verwandte

Tage am Pool können interessant sein, auch wenn man es zunächst garnicht vermutet.

Um den Aussenbereich der Terrasse herum ist bei nahezu allen Villen hier in Florida eine Screen, die aus einem festen Metallgerüst und einer Art Gaze-Stoff besteht. Der Stoff ist derart fein, daß keine Mücken, Fliegen oder andere Tiere in den Poolbereich kommen können. Somit hat man selbst im Hochsommer Ruhe vor den Moskitos und den unvermeidlichen „bugs“ (also alles, was kreucht und fleucht). Andere Tiere werden selbstverständlich auch aussen vor gehalten. Schlangen, Fische (ok, die würden es nicht mal vom Kanal bis zur Screen) schaffen und auch kleine Gekkos, die wir schon immer hier beobachten konnten. Einer der Gekkos lebt in einem schmalen Abflussrohr, durch das eventuell auf der Terrasse stehende Wasser in Richtung Kanal ablaufen kann. Der Gekko ist ziemlich treu: jeden Morgen, wenn die Sonne auf dem Teil der Terrasse steht, wo er sein Loch hat, kommt er hervor und tankt mit der Sonne die nötige Energie auf. Er ist ziemlich scheu und wenn man sich ihm auf weniger als zwei Meter nähert, verschwindet er mit seinen 10 cm Länge in seinem Abflussrohr und wird für einige Zeit nicht mehr gesehen. Heute saß er zur Abwechslung mal an der Screen, so daß wir ihn sehr gut gegen das Blau des Kanals beobachten konnten. Irgendwann war er dann wieder verschwunden und Melanie ist zum Bootsdock ausserhalb der Screen am Kanal gegangen. Und was ihr dort passiert ist, will sie euch selber gerne bloggen:

Ich hatte das zweite Buch fast durch, als mir einfiel, dass noch etwas trockenes Brot auf dem Tisch lag, dass ich an die Fische verfüttern wollte. Vielleicht würde sich ja auch die Schildkröte zeigen, die scheu den Kanal bewohnt! Nein, nur ein paar kleine ... ok ... winzige Fische! Und auch die machten sich nur zögerlich an den Verzehr, was wieder einmal für die „Qualität“ des amerikanischen Brotes spricht!? Hin und her auf dem Bootsdeck, in der Hoffnung, vielleicht doch noch zumindest einen etwas größeren Fisch zu Gesicht zu bekommen, ein paar Bröckchen für die Vögel ... ok ... dann nich ...!?!?!!! ...“Mikel?“...“Bitte? Ich verstehe dich nicht!“ „Kamera!!!!!“ „Was?“ „Die Kamera!!!!! Schnell!!!!!“

Da sass er, vielleicht zwei Meter von mir enfernt auf der Mauer zum Kanal!!!!
Ein grüner Leguan! Während ich dabei war, die in meinen Augen“ doch recht langweiligen Fische zu füttern, hatte dieser sich von hinten angeschlichen. Ich habe ihn erst bemerkt, als ich mich schon zum Gehen umgedreht habe. Gut einen Meter lang sass er nun vor mir und beäugte mich genauso interessiert, wie ich ihn. Bräunlich, etwas rötlich, grau, gelb! Urviech! Bei diesem Anblick wird einem klar, woher die Drachengeschichten kommen! Schuppen, “Stacheln“, lange Krallen, ein Blick, der alles zu sehen scheint! Wir haben uns geeinigt, auf Abstand zu bleiben. Mikel war dann auch mit der Kamera zur Stelle. Unsere Nachbarin Phyllis war im Garten und Mikel kam mit ihr ins Gespräch. Sie erzählte, dass sie den Leguan vor ein paar Tagen schon mal mit einem Stock in den Kanal geschubst hatte, und festgestellt hat, dass dieser sowohl schwimmen, als auch die Leiter zum Bootsdeck wieder hoch klettern kann. Sie empfahl uns, ihn nicht zu füttern und machte uns darauf aufmerksam, dass er wohl auch sehr bissig ist. Da Leguane Aasfresser sind, entzünden sich die Bisse sehr böse. Er liess sich bereitwillig noch ein wenig filmen und fotografieren, wonach wir alle wieder unbehelligt unserer Wege zogen.

Erst eine Schlange und dann der Leguan, alles ohne Netz und doppelten Boden! Nur Alligatoren hatten wir diesmal noch nicht......!

Mal schauen, was die nächste Woche noch bringt!

Für heute zumindestens genug Natur, auch wenn der springende Fisch im Kanal gerade mal wieder seine Late-Night-Show abzieht. Auf der Suche nach etwas Freßbarem (so vermuten wir es zumindestens) springt er alle paar Sekunden aus dem Wasser und wir hören im Dunkeln von der Patio aus nur immer wieder das laute Platschen, wenn er wieder ins Wasser taucht.

So jetzt noch einen leckeren Southern Comfort mit Eis und Ginger Ale und dann haben wir genau die Hälfte unseres diesjährigen Florida-Urlaubs hinter uns.

Stau-Day

Nach zwei faulen Tagen in Cape Coral und Umgebung wurde es doch mal wieder Zeit, den Chevy zu bewegen und so hatten wir uns auf die Ostküste geeinigt, d.h. Fort Lauderdale und Miami.

Fort Lauderdale ist eine von tausenden von Kanälen durchzogene Stadt, die direkt am Atlantik liegt. Der Kreuzfahrt-Terminal ist einer der größten in den USA, neben Miami und New York. Von hier aus gehen die großen Cruiser in die Karibik und auf Atlantik-Fahrt. Fort Lauderdale ist im Gegensatz zu Miami eher noch von Weißen geprägt, während die große Schwester im Süden fest in kubanischen Händen ist, zumeist sind es Cubanos, die irgendwann mal vor Fidel Castros Regime über das Meer geflohen sind oder wegen regimefeindlicher Aktivitäten aus Kuba ausgewiesen wurden. Die Amtssprache in Miami ist spanisch und an allen Ecken und Enden stehen neben den englischen Bezeichnungen auch spanische Erklärungen.

Man nähert sich Fort Lauderdale von Westen aus kommend über die Interstate 75, die sogenannte Alligator-Alley, eine Schnellstrasse (max. 70 mph) die 80 Meilen lang vom mondänen Naples an der Golfküste bis an den westlichen Rand von Fort Lauderdale führt. Auf dieser einstündigen Fahrt für 2 Dollar Maut in jede Richtung gibt es keine Stadt und bis auf zwei Rastplätze und ein von den Miccosuccee-Indianern geführtes Restaurant keine Unterbrechungen. Eine Abfahrt in der Mitte der Strecke führt nach Immokalee im Norden und Everglades City im Süden, aber beide „Dörfer“ sind auch noch mal einige Meilen von der Alley entfernt. Die Strasse erhielt ihren Namen von den parallel zum Highway verlaufenden Kanälen, in denen Alligatoren zu finden sind. Die gesamte Strecke ist allerdings mit einem Zaun gesichert, so daß die Alligatoren auf der rechten Seite nicht auf die Idee kommen, zu den Alligatoren auf der linken Seite rüberzuwechseln, was mit Sicherheit zur Verwirrung für die Fahrer auf dem Highway führen würde. Man sieht also links und rechts der Strasse „nur“ Natur pur.

Es führt übrigens nur noch eine weitere Strecke quer durch den Süden Floridas, der Highway 41, der sogenannte Tamiami-Trail, der seinen Namen durch die Verbindung der Städte Tampa in der Mitte der Golfküste Floridas und Miami im Südosten erhielt. Dieser Highway führt paralell am Everglades National Park entlang und verläuft einige Meilen südlich der Alligator-Alley. Von hier aus ist Everglades City, ein kleines „Kaff“ am besten zu erreichen, von dort aus starten die meisten Airboat-Touren in die Everglades.

Am Ende der Sawgrass-Einöde liegt eine der größten Malls der USA, die Sawgrass Mills, fünf riesige Shopping Komplexe, die untereinander durch zusätzliche Laden-Meilen verbunden sind. Wenn man sich hier Zeit für alle Shops nehmen will, benötigt man mit Sicherheit zwei Tage und gute Laufschuhe, um alles gesehen zu haben. Wir haben uns auf zwei Shops beschränkt, die allerdings auch noch einige Entfernung auseinander lagen. Der Nike Factory Store hatte mal wieder keine Sportschuhe in meiner Größe und der Disney-Store, den wir wegen einer bestimmten Figur von Jim Shore aufgesucht haben, hatte diese Figur natürlich auch nicht vorrätig.

Also weiter wegen Axels No-Fear-Shirt nach Fort-Lauderdale-by-the-Sea. Die Adressen hatte ich mir von der Homepage von No-Fear rausgesucht. Im ersten Laden große Augen, als wir nach „No-Fear-Shirts“ fragen. Der ganze Laden bestand zu 90% aus Skiklamotten und die restlichen 10% sind Skater-Bedarf. Der Shop-Assistant schaut uns groß an: „No Fear ?“, als wenn er noch nie davon gehört hätte. Fragt die Chefin an der Kasse: „Haben wir No Fear?“ „No Fear ?“ fragt sie. „Ja, No Fear!“, sagen wir. „Ask Shaun !“ sagt sie zu ihrem No-Name-Shop-Assistant. Shaun im Hintergrund des Ladens wird vom No-Name-Shop-Assistant gefragt: „Haben wir No Fear?“ „No Fear ?“ fragt Shaun. „Ja, No Fear!“, sagt der No-Name-Shop-Assistant. „Haben wir mal gehabt, aber ist nix mehr da“, sagt Shaun zum No-Name-Shop-Assistant. Dreht sich der zu uns um und „Haben wir mal gehabt, aber ist nix mehr da“, sagt der No-Name-Shop-Assistant zu uns. „Danke und good bye!“ und schon sind wir wieder draussen. Toll: No-Fear gibt uns auf der Firmen-Homepage eine Adresse, wo sie schon lange keine Shirts mehr von No-Fear haben. Da gestaltet sich die zweite Adresse, wo es angeblich noch Fear-Shirts geben soll, viel einfacher. Vier Meilen weiter nordwärts am herrlichen Atlantik entlang ist der zweite Shop. Adresse nach einigem Kurven gefunden, Auto abgestellt und um die Ecke, wo laut No-Fear-Homepage der Laden ist. Nur unter der Adresse kein Laden, nur vernagelte Bretter, also zweite Fehlanzeige ! So langsam wächst in uns der Drang, der No-Fear-Zentrale mal Bescheid zu sagen, daß sie doch bitte ihre Adressen updaten sollen, bevor man etliche Meilen durch die Gegend kurvt wegen „Nothing“.

Wieder den Beach-Boulevard von Fort Lauderdale mit dem Auto gen Süden, den Parkplatz vom letzten Jahr am Strand wiedergefunden und zu Fuß ein Stück am Strand entlang. Hier ist fast schon wieder Sommer, etliche Leute liegen am Strand und einige Kite-Surfer nutzen den heutigen Wind für einige Kunststückchen vor dem Ocean-Shore. Wir noch kurz zu BigDogs, die laut der zwei Jungs im Shop, die einzige BigDogs-Filiale in Südflorida ist. Auf meinen Einwand, daß der Shop in Florida-City noch südlicher liegt, bekommen wir die Antwort, daß der Shop vor zwei Monaten zugemacht hat. Danke für den Tipp ! Aber BigDogs führt die Filiale trotzdem noch in seiner Store-Directory, das unterscheidet sie somit nicht von No-Fear ... !

Am Kreuzfahrt-Hafen Fort Lauderdale vorbei und auf Floridas Turnpike, die Interstate 95, das ist die schnellste Verbindung zwischen Miami im Süden und Orlando in der Mitte Floridas. Dieser Highway ist zu großen Teilen mautpflichtig und so kann man alle paar Meilen an einer Mautstation anhalten und einen Dollar abdrücken. Irgendwer hat mal errechnet, daß die gesamte Strecke von Süd-Miami bis Orlando Downtown 16 Dollar kosten soll. Wir haben es noch nicht probiert ... !

Auf der Gegenfahrbahn staut sich der Verkehr auf sechs Fahrbahnen über etliche Meilen bis kurz vor dem Verlassen des Highways in Miami Donwtown und wir schwören uns, dort nicht zurückzufahren, sondern uns eine andere Strecke zu suchen. Von der Interstate runter auf den Rickenbacher Causeway, das ist die Brücke zwischen Miami Downtown und Miami Beach, wo wir uns den Laden von Miami Ink von der Washington Ave. aus anschauen wollen. Wenn wir schon mal hier sind, dann wollen wir an den Original-Schauplatz dieser Sendung des amerikanischen Discovery-Channels, die in Deutschland über Satellit auf DMAX ausgestrahlt wird. Schon von weitem sieht man einige Touristen vor dem Laden Fotos schießen, das ist uns dann doch zu touristisch und so machen wir im Vorbeifahren mit der Videokamera einige Shots. Irgendwo geht es links auf die Avenue am Strand von South Beach, oder SoBe, wie hier die Insider die Flanier-Meile der Eitelkeiten nennen. Hunderte von kleinen Restaurants, Hotels, Bars und Cafes reihen sich am Ocean Drive in den Art-Deco-Häusern aneinander, ein farbiges Bild für die Touristen, die sich hier geballt aufhalten. Was muß hier erst nachts los sein? Wir wollen es heute gar nicht wissen und fahren zurück über den Causeway Richtung Miami Downtown. Auf der rechten Seite, über den breiten Kanal hinweg, liegen hier die Villen der Superstars und Prominenten der Szene. Ein Prachtbau reiht sich an den anderen und man mag es nciht glauben, aber es ist auf diesen geschlossenen Inseln (gated communities) sogar noch Platz für prunkvolle Neubauten. Auf der gegenüberliegenden Seite der Brücke liegen die großen Kreuzfahrtschiffe vor Anker und warten auf die zurückkehrenden Passagiere, die sich für einen halben Tag auf Key Biscayne oder in den nahen Bayside Marketplace verzogen haben.

Bayside ist auch unser Stichwort, wir wollen zum Abschluss des Tages noch ins Hardrock-Cafe schauen und T-Shirts für Jan und Andi besorgen. Shirts sind auch schnell in passenden Farben und Größen gefunden und Mel nimmt sich noch eine schicke Hardrock-Cap mit. Auf dem Rückweg durch die Mall nehmen wir noch einen Disney-Store (wieder keine Jim-Shore-Sachen) und den unvermeidlichen Kaffee bei Starbucks mit. Mit dem Caffee-Moccha-Latte-Grande oder was auch immer, setzen wir uns dann noch in die Mitte der Bayside-Mall mit Blick auf die Showbühne, wo sich zwei ältere Herren vor dem Hintergrund des Jachthafens hinreißend an amerikanischem Folk- und Popsongs versuchen. Die Interpretation von einigen Liedern in Reggae-Version und mit Steeldrums sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber sehr gut gemacht. Die untergehende Sonne über dem hinter der Bühne liegenden Yachthafen trägt das ihrige zur Stimmung dazu. Einfach nur herrlich. Von vorherigen Besuchen wissen wir allerdings, daß die Stimmung hier regelrecht überkocht, wenn eine der vielen kubanischen Bands in Miami hier ihren Salsa zelebriert. Da tanzen dann die Cubanos vor der Bühne in Scharen zu den rhythmischen Klängen. Dann geht hier die Post richtig ab !

Wir machen uns auf den Nachhauseweg, testen die I95 kurz an, bis wir nach wenigen Metern vom gleichen Stau des Nachmittags aufgehalten werden. Mittels der beiden Navigationssysteme (Melanie und TomTom) suchen wir uns einen Weg runter von der Hauptschlagader des Miami-Verkehrs, sind natürlich versucht, nicht unbedingt in einem der gefährlicheren Viertel von Miami zu landen. Eigentlich kann hier nicht viel passieren, wenn man auf den Hauptstrecken bleibt, aber das Navi versucht uns gleich durch eine Wohnsiedlung zu lotsen, die uns nach wenigen Zentimetern bereits das Adrenalin in die Adern treibt. Hier sitzen die farbigen Jungs auf den verrosteten Motorhauben ihrer fahrbaren Untersätze, die in Deutschland nicht einmal mehr ein müdes Lächeln beim TÜV-Prüfer erzeugen würden (... die Autos, nicht die Boyz). Wir erfreuen uns der Tatsache, daß die amerikanischen Autos so programmiert sind, daß sie beim Anfahren bereits die Zentralverriegelung aktivieren und fahren mit leicht erhöhtem Tempo eine schnelle Rechts-Rechts-Rechts-Kombination, um wieder auf der breiten und hell erleuchteten Hauptstrecke zu landen. Als wir wieder auf dem rechten Weg sind, fällt uns auf, daß die Boys sicher nur wegen der warmen Witterung in Südflorida vergessen haben, ihre Mülltonnen anzuzünden ... !

Nachdem wir das halbe Miami über den von Ost nach West verlaufenden Highway hinter uns gebracht haben, sind wir an der zweiten größeren Nord-Süd-Verbindung angekommen, dort wartet von der Auffahrt gesehen, der nächste Stau. Warum sind wir dann eigentlich drumherum gefahren ? Oben auf dem Highway 826 löst sich das Problem auf, die Abfahrten sind hier sehr nah beieinander und nachdem wir auf die linke Seite des Highways gewechselt sind, geht es flüssig weiter. Die Alligator-Alley ist so gut wie autoleer, die wenigsten fahren abends noch rüber an den Golf von Mexico. So zieht sich in dunkelster Nacht die Interstate 75 schnurgerade bis hin nach Naples, wo das Licht der Mautstation wie eine Oase mitten in der Wüste erscheint. Irgendwie ist man froh, wenn man dann wieder bewohnte Gegenden erreicht. Wenn man auf der Alley liegenbleibt, dauert es ewig, bis Hilfe kommt und die totale Dunkelheit trägt nicht gerade zur Beruhigung bei.

Kurz hinter der Mautstation, es ist mittlerweile kurz vor 21 Uhr, wartet der nächste Stau. Die amerikanischen Autobahn-Erneuerer haben sich die Nächte auserkoren, um die Fahrbahnen zu erneuern. Fährt man auf eine solche Baustelle zu, dann glaubt man zunächst, es wären hier ca. 100 Fahrzeuge in einen Massencrash verwickelt, so viele blinkende Blau-, Rot-, Gelb- und Blitzlichter stechen einem aus der Ferne entgegen. Eine Meile vor der vermeintlichen Unfallstelle staut sich dann Verkehr und fährt im Stop- and Go-Tempo auf die dann zu erkennende Baustelle zu. Direkt an der Baustelle setzt man sich am besten die Sonnenbrille auf, da die Lichter wie der hellste Sonnenschein wirken. Reißverschlussverkehr hat man zwar in den Staaten erfunden, aber nicht alle haben es bis heute begriffen, also ein bisschen Drängeln beim Zusammenführen auf eine Fahrbahn. Dann noch eine Meile an der Baustelle entlang, die wundervollen Baustellenfahrzeuge in unglaublichen Mengen bestaunen und dreißig Meter hinter der Baustelle geben dann alle wieder Gas wie die Bekloppten.

Zu mindestens bis zur nächsten Baustelle, die ca. 3 Meilen weiter wartet ... Auf die Art und Weise haben wir es dann gestern abend geschafft, in einer Stunde drei Baustellen auf einer Länge von 15 Meilen zu besichtigen.

Gut, daß wir zwischendurch dann eine Abfahrt genommen hatten und uns bei Subway noch ein riesiges Sandwich reingeschoben haben. Gegen 22.30 Uhr waren wir dann zuhause.

Donnerstag, 24. Januar 2008

Shopping und Plastiktüten

Ich habe es angedroht und jetzt werde ich es wahrmachen:

Die Plastiktüten-Manie !

Einkauf bei Publix am Sonntagmorgen, ist ja an sich hier auch nix besonderes, da die großen Supermärkte wie Walmart, Publix, Albertson ja rund um die Uhr aufhaben. Und 2 Uhr morgens ist eine geniale Zeit für den Einkauf, da hat man richtig Ruhe im Laden und alle Regale nur für sich, abgesehen von den zumeist farbigen Packern, die die Regale wieder auffüllen.

Naja, um auf das Thema zurück zu kommen: Also, wir haben den Einkaufswagen voll mit ca. 30 Teilen, von den unvermeidlichen Bagels (Brötchen schmecken ja hier nicht und sind ausserdem unmöglich teuer) über Wurst und Käse bis hin zu Getränken. Alles fein säuberlich auf das Kassenband gestellt, die Lady fragt noch, ob wir alles gut gefunden haben, klar sonst hätten wir ja nicht das Band so voll gepackt. Die Lebensmittel werden über den Scanner gezogen und in die Einpackbucht geschoben. Dort steht meist ein junger Mann oder ein Rentner, der die Sachen in die Plastiktüten packt.
Plastiktüten hier haben bei weitem nicht die dicke Qualität wie unsere Plastiktüten, sondern eher die von dünnen Müllbeuteln, also sehr dünn. Die Tüten hängen in einer Art Gestell, wo die erste Tüte immer aufgezogen wird und die Sachen, die die Kassiererin durchschiebt, eingetütet werden. Bestimmte Regeln scheinen dabei vorgeschrieben zu sein:

Pack nie mehr als zwei Dinge in eine Tüte, sie könnte sonst reißen (wie gesagt: dünnhäutig).
Pack nie Lebensmittel und Non-Food in eine Tüte (es könnte was dreckig werden).
Pack höchstens eine Gallone (3,8 l) Wasser in eine Tüte, sonst reißt sie mit SICHERHEIT !
Pack die Packung Eier alleine in eine Tüte !

Wenn dann alle Regeln beachtet werden, stellt man schnell fest, daß 30 Lebensmittel mit Sicherheit 16 Tüten brauchen, ja wirklich 16 Tüten, jedenfalls haben wir das am Sonntag nachgezählt.
Der junge Mann oder der ältere Herr begleiten den Kunden übrigens auch gerne zum Auto, wenn dies gewünscht wird. Gestern so geschehen bei Publix, die scheinen nach unseren letztjährigen, schlechteren Service-Erfahrungen wieder auf dem besseren Weg zu sein, was Service betrifft.

Zuhause wundert man sich dann, wie oft man vom Auto ins Haus läuft, denn zu viele Tüten gleichzeitig würden bei der Tütenqualität reißen.

Ja, und wenn dann alles in den Riesen-Kühlschrank einsortiert ist, dann werden die 16 Tüten gleich wieder in den Müll entsorgt, weil mehr als einen Weg Transport halten die ohnehin nicht aus.

Irgendwie gibt es hier ein Problem zwischen Anspruch auf faire Behandlung der Umwelt (Müllvermeidung) und dem wirklichen Verhalten (Müllproduktion).

Mittwoch, 23. Januar 2008

Lazy Monday und Ruby Tuesday

Nein, nein, bei Ruby Tuesday waren wir noch nicht essen, aber den lazy Monday können wir zu mindestens schon einmal abhaken.

Nachdem die Wärme nach dem kalten Sonntag zurückgekehrt ist, haben wir den Montag genutzt, um in der Sonne zu liegen und zu bräunen (Melanie) oder die lebensnotwendigen Einkäufe zu tätigen (Mikel). Die Camera für Jens ist endlich gebunkert und die Computermaus, die beim ersten Einkauf einen Defekt hatte, ist auch umgetauscht. Dafür habe ich den nächsten Kaufauftrag: einen Kopfhörer, weil der alte in meiner T-Shirt-Brusttasche verblieben ist, als Mel gestern die Wäsche gemacht hat. Einen Waschgang bei 40 Grad fand er wohl nicht so gut ... ! So kann man dann einen Lazy Monday noch zu einem spannenden Erlebnis machen.

Ernährungstechnisch haben wir uns schon wieder voll auf den amerikanischen Markt eingeschossen: Nach Maccaroni-Cheese am ersten Abend und Steaks am Sonntag, habe ich am Montag Spare-Ribs mit Cole-Slaw-Salat gemacht, der Kühlschrank war noch gut mit Barbecue-Saucen gefüllt und so war das ein lecker Abendessen. Am Dienstag dann den obligatorischen Burger auf dem Food-Court der Prime-Outlet-Mall in Ellenton, wo wir natürlich auch „zufällig“ den BigDog-Shop vom letzten Mal wiedergefunden haben. What a pitty ! Aber zum ersten Mal bei BD habe ich es geschafft, für andere (Hermann, Nina und Mel) mehr einzukaufen als für mich: Geht doch !!!! Trotzdem sind noch ein paar Shirts für mich hängengeblieben. ;-)

Apropos Dienstag; nach dem faulen Montag wollten wir gestern mal wieder was für die Bildung und den touristischen Gesamteindruck tun und sind nach Sarasota gefahren. Das sind so ca. eineinhalb Fahrstunden Richtung Norden.

Interstate-Highway fahren ist hier ein Vergnügen. Wenn ich da an die A2 morgens um 10 Uhr Richtung Ruhrpott denke, hat der Highway hier die Ruhe eines Kursanatoriums in Bad Salzuflen. Nicht, daß weniger Autos unterwegs wären; nein die Amerikaner haben einfach die Ruhe weg, was Konkurrenzkampf mit dem fahrbaren Untersatz betrifft. Wo der deutsche Fahrstil am ehesten mit Drängeln und Fahrbahn-Behaupten zu tun hat, ist hier alles viel fliessender auf den Strassen. Hier wird nicht ständig die Spur gewechselt um einen vermeintlichen Vorteil zu haben. Gut, die Breite der Autobahnen hilft natürlich auch, um ruhiger zu bleiben; man fühlt sich halt nicht so eingeengt wie auf unseren Fahrbahnen, aber der Fluß an sich ist hier ruhiger. Macht einfach mehr Spass, als ständig zu überholen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt mittlerweile bei 75 mph, das sind etwa 120 km/h und alleine das beruhigt alles. Man sollte in Deutschland wirklich mal über ein Tempolimit bei 130 km/h nachdenken, wenn man sieht, wie das hier funktioniert.

Sarasota ist mittlerweile eine der Touristenhochburgen hier an der Westküste Floridas. Nicht nur die vielen strahlendweissen Strände auf den Inseln wie Lido Key oder Longboat Key, die dem Festland vorgelagert sind, tragen dazu bei. Viele Attraktionen sind hier nach und nach angesiedelt worden und machen einen Ausflug nach Sarasota zum Großteil lohnenswert. „Zum Großteil“ schränke ich sofort wieder ein, weil wir gestern zwei Orte besucht haben, von denen uns der eine sehr gut gefallen hat, und bei dem anderen sagen wir: naja, ganz ok, sollte man mal gesehen haben, aber noch mal muß man das nicht so schnell wieder haben.

Lohnend fanden wir Marie-Selbys-Botanical-Garden, ein wunderschönes Grundstück an der Bucht mit vielen schönen Aussichtspunkten und einer Flora, die ihresgleichen sucht. Riesige Bambuspflanzen, die etliche Meter in den Himmel ragen, Orchideen vom allerfeinsten und einige Banyan-Trees, die nicht nur viel Schatten spenden, sondern teilweise auch durch einen Walkway direkt zu begehen waren. Man hat das Gefühl, man wandert durch einen Baum. Viele kleine Gekkos, hier Lizzards genannt, liegen auf den Brettern oder Wegen und sind aus nächster Nähe zu betrachten, da sie nicht mehr allzu scheu sind. Die zwei Stunden, die wir hier verbracht haben, könnten wir jederzeit wiederholen.

Nach dem unvermeidlichen Kaffee bei Starbucks sind wir dann zum Winter-Quartier der Ringling-Brothers gefahren, der großen Zirkus-Zaren hier in den Staaten. Dort ist in verschiedenen Ausstellungen das Leben in einem Zirkus dargestellt, es gibt eine der besten Kunstmuseen des Landes und die Winterresidenz der Ringling-Familie, das Haus Ca´d Zan ist in Teilen zu besichtigen. Die Galerie haben wir uns gespart, dafür war uns das Wetter zu schön, aber die beiden Zirkus-Ausstellungen und das Haus haben wir uns angeschaut. Eine der Zirkussaustellungen zeigt in einem riesigen Gebäude in einer Miniatur-Ausstellung, wie der Zirkus früher in Amerika über die Lande gezogen ist und welcher Aufwand dahinter steckte, von der Beladung der Züge, über die Logistik innerhalb des Zirkus bis hin zur Vorstellung. Man muß dazu wissen, daß im Gegensatz zu europäischen Zirkus hier in einer Dreifach Manege ca. 7000 Zuschauer dem artisitschen Treiben folgen konnten und daß im Zirkus selbst bis zu 1000 Mitarbeiter und Artisten beschäftigt waren. Also ganz andere Dimensionen sehr plastisch dargestellt.

Über die Winter-Villa der Ringlings möchte ich garnicht mehr viel Worte machen. Ist OK, und kann man mal gesehen haben, den Prunk, aber das war es dann auch schon. Wir waren in zehn Minuten durch damit und brauchen es nicht noch einmal.

Ach ja, der spannendste Moment des Tages: als wir über den Walkway in Richtung Ca´d Zan gegsangen sind, ist uns eine Schlange direkt über den Weg geschlängelt, so ca. 1,20 cm lang und tiefschwarz. Von uns wußte keiner, um welche Art es sich dabei handelt und ob giftig oder ungiftig. Interessant war es für uns, selber festzustellen, wie träge unser Gehirn dabei ist, wahrzunehmen, daß es eine Schlange war, die direkt vor unseren Füßen gekreuzt hat. Als sie schon wieder im Gebüsch rechts von uns verschwunden war, wurde uns erst richtig bewußt, daß das eine Schlange gewesen ist. Echt urig. (Nachtrag des Verfassers: Wir wissen jetzt, dass es sich um eine Florida Cottonmouth gehandelt hat, und haben gestern auch erfahren, dass sie ziemlich giftig ist ... !)

Für den nächsten Besuch in Sarasota haben wir uns dagegen ein Classic-Car-Museum ausgeguckt, das genau gegenüber der Ringling-Brothers liegt, da standen schon draußen etliche schicke Oldies, die einen weiteren Blick wert sind.

Wir hatten aber genug Sightseeing und der Hungerfaktor wurde größer, somit haben wir dem Shopping gehuldigt, haben in der Mall die Hamburger verputzt und BigDogs einen Besuch abgestattet.

Ach so,sollte noch jemand nicht neidisch sein: Gestern hatten wir herrliche 27 Grad, zumindestens bis zu dem Wolkenbruch auf der Rückfahrt, aber das ist ja hier an der Tagesordnung.

So, jetzt erstmal in den Pool !


... und danach einen Burger a la Mikel