Montag, 4. Februar 2008

Back to base

Na, irgendwann ist auch der schönste Urlaub vorbei und man muss sich wieder an den Alltag gewöhnen, wobei …: so ganz Alltag ist noch nicht angesagt, weil wir ja diese Woche auch noch frei haben.

Grund genug, die Zeit zu nutzen um den letzten Blog für Cape Coral 2008 zu schreiben, obwohl ich zugeben muss, dass das Schreiben am Pool weitaus mehr Spaß gemacht hat, als hier am Schreibtisch zuhause in der Bibliothek.

Dafür schreibe ich hier schneller, weil ich endlich wieder die normale Tastatur nutzen kann und nicht auf der Laptoptastatur herumhacken muss. Ich hatte zwar die richtige Tastatur mitgenommen, aber wofür eigentlich, wenn man den USB-Stick zum Verbinden vergisst. Eines der Dinge, die schief gelaufen sind, aber zu verschmerzen waren.

Wie sind die letzten beiden Tage verlaufen?

Nachdem wir am Donnerstagmorgen von der Villa Burdinski in die Villa Hildebrand umgezogen sind, haben wir den Rest des heißen Tages mit Temperaturen um die 27 Grad (gefühlte 32 Grad ;-) genutzt, um noch einmal die Strände anzufahren, die wir diesmal noch nicht gesehen hatten. Wally und Torsten hatten uns Lovers Key auf jeden Fall empfohlen, und da Fort Myers Beach auf dem Weg dorthin liegt, sind wir mal wieder in Fort Myers hinter der Brücke links abgebogen und haben den Bowditch-Pointe-Park am Nordende der Halbinsel besucht. Letztes Jahr hatten wir hier ein sehr nahes Delphin-Erlebnis, diesmal wurde der Delphin gegen eine große Schildkröte ausgetauscht. Der Bowditch Pointe Park ist ein Naturschutzgebiet, dort liegen Schildkröten frei zugänglich, oder durch einen Zaun getrennt, auf den Flächen herum. Wir hatten ein Exemplar gefunden, dass in etwa die Größe (wie beschreibt man die Größe eine Schildkröte?) einer Kinderbadewanne hatte (ich habe die Wanne jetzt einfach gedanklich umgedreht und vier Füße dran montiert) und sie lag etwa vier Meter von uns entfernt hinter einem Zaun in den Dünen. Das Einzige, was sich an ihr bewegte, war ihr hervor gestreckter Hals und Kopf, der neugierig hin und her blickte. Wir sind dann am Strand entlang einmal um die Spitze der Insel herumgewandert, meist im warmen Wasser des Golfs von Mexico. Man kann es kaum glauben, aber der Golf hat selbst jetzt im Winter eine Wassertemperatur von 26 Grad. Und der schneeweiße Sand lässt einen überlegen, ob es besser ist, nach unten auf den weißen Strand oder nach oben in die gleißende Sonne zu schauen. Bowditch-Pointe ist so gelegen, dass hier alle Boote, die Fort Myers Beach anlaufen, an dieser Stelle hereinkommen müssen und so ist vor der Küste ein reges Auf und Ab der Boote zu beobachten. Kleine Pontonboote wechseln sich mit Luxusyachten ab und eine Expressfähre vom Ausmaß eines kleineres Kreuzfahrtschiffs fährt von hier aus einmal täglich nach Key West hin und zurück. Das ist übrigens, abgesehen von einem Flug nach Key West, die schnellste Möglichkeit dorthin zu kommen, da die Fähre direkten Weges fährt, man aber mit einem Auto wegen der dazwischen liegenden Everglades zunächst an die Ostküste fahren muss um dort über die Kette der Florida Keys wieder nach Westen zu fahren. Dafür sind die Preise heftig, die Fährfahrt mit dem Schnellboot kostet ca. 130 Dollar pro Person für die Hin- und Rückfahrt!

Wir besteigen wieder das Auto und fahren ca. 20 Kilometer weiter in Richtung Süden um den Recreational Park Lovers Key zu besuchen. Der Park ist jetzt zum zweiten Mal zum schönsten Park der USA gewählt worden und wenn man die fünf Dollar beim Ranger-Häuschen am Parkeingang bezahlt hat und das Auto auf einem der zwei Meilen weiter gelegenen Parkplätze abgestellt hat, versteht man warum. Rundum ist pure Natur angesagt, die Strände sind stark naturbelassen und es gibt hier einen Rundweg für Fahrradfahrer und Spaziergänger, der etwa 5 Kilometer lang ist und mitten durch dschungelartige Wälder mit Mangroven und Wasserarmen führt. Wir nehmen lieber den Fußweg zum Strand und überqueren zwei dieser breiten Wasserläufe per Brücke. Man kann in das Wasser schauen und viele kleine Fische herumhuschen sehen. An interessanten Punkten stehen Erklärungstafeln mit z.B. den verschiedenen Muschelsorten, die hier am Strand zu finden sind. Eigentlich hätte ein Schild gereicht, das besagt, dass hier so ziemlich alle Muscheln zu finden sind, die man sich vorstellen kann, aber die Park-Ranger haben eine schöne Tafel mit aufgeklebten Beispielen der Muscheln erstellt. Ist doch auch viel schöner!

Kurz vor dem Übergang an den wieder einmal schneeweißen Strand beobachten wir in dem zweiten Wasserlauf einen größeren Fischreiher, der auf der Jagd nach Fischen ist und auch offensichtlich Erfolg hat, jedenfalls legt er des Öfteren den Kopf in den Nacken, nachdem er im Wasser herumgepickt hat. Am Strand liegen an der Abrisskante zum Meer hin Millionen von Muscheln, nicht umsonst gelten die Strände hier an der Golfküste als Paradies für Muschelsammler. Während Melanie sich die Zeit nimmt, einige Muscheln zu sammeln, laufe ich schnelleren Schrittes einige Hunderte von Metern weiter südlich, weil die Sonne doch ziemlich brennt und ich mir keinen Sonnenbrand holen will. Am südlichen Ende des Strands liegt eine größere offenen Holzhütte, wo man sich ein wenig schatten suchen kann, wenn man der Sonne mal entgehen will. Am Strand spielt sich das normale Strandleben ab: einige ältere Leute sind in der Überzahl und haben sich auf den flachen Strandstühlen unter Sonnenschirmen auf den Strand gesetzt. Einige Jugendlich sind im Wasser, Pelikane schweben über dem Meer und stürzen sich alle paar Minuten wie Pfeile ins Nass auf der Suche nach Nahrung. Etliche Leute suchen den Strand nach Muscheln ab. Strandidylle pur.

Alle Viertelstunde fahren zwei Trambahnen, die von einem Pickup-Truck gezogen werden, vom Parkplatz zu diesem Strandabschnitt und ermöglichen es somit den älteren Leuten, ihre Strandutensilien möglichst stressfrei an den Strand mitzunehmen. Einer der Punkte, die einem nicht nur in Florida sondern auch in den gesamten USA immer wieder auffallen, ist die Tatsache, dass es überall für Behinderte und alte Menschen besonders einfach gemacht wird, Plätze zu besuchen, die ihnen sonst nicht möglich wären. Auch die ausreichende Anzahl der behindertengerechten Toiletten selbst an einem so abgelegenen Strand ist auffällig. Ein Punkt, der uns immer wieder positiv ins Auge fällt. Sollten wir mit Hermann und Else jemals noch mal Urlaub machen, hier wäre der ideale Punkt dafür. Wenn nicht dieser für die beiden so lange Flug wäre …!

Wir „Senioren“ nutzen auch die Trambahn, um wieder zum Ausgangspunkt unserer Lovers-Key-Strand-Wanderung zu kommen und freuen uns, dass wir wieder einmal einen so herrlichen Ort Floridas gefunden haben.

Der Freitag ist der letzte Tag vor dem Rückflug und wir genießen noch einmal ein ausgiebiges Frühstück zuhause. Wir wollen uns die Ruhe antun und heute nur noch die letzten Einkäufe (Aspirin, Deo-Sticks etc.) tätigen. Den Manatee-Park können wir auf dem Weg gleich mitnehmen, diesen kleinen, aber feinen Park der Gemeinde Fort Myers findet man im Osten der Stadt und er ist in der Nähe eines Heizkraftwerkes, dass Wasser aus dem nahe liegenden Fluss zur Kühlung nutzt. Das warme Wasser wird zurückgeführt in den Fluss und an der Stelle kommen die Manatees ins Spiel. Wer sie von unseren Schilderungen noch nicht kennt: Manatees sind am besten als Seekühe zu bezeichnen. Sie sind recht groß, bis zu vier Meter lang, meist grau und haben einen enormen Leibesumfang. Also bis auf die graue Haut-Farbe erinnern sie ein bisschen an mich selber ;-)

Manatees sind das Wappentier des Staates Florida und leben in den Flüssen und Flussmündungen, bis hinaus auf See. Man kann an verschiedenen Stellen in Florida (z.B. im Chrystal River Park) mit Ihnen schwimmen gehen, da sie als die friedlichsten Tiere der Welt gelten. Ihr Bestand war einen lange Zeit bedroht, da der einzige natürliche Feind des Manatees, der Mensch, durch das Eindringen in ihre Lebensräume den Manatees schweren Schaden zugefügt hat. Es werden immer wieder Tiere gefunden, die von Bootsschrauben oder Bootsrümpfen verletzt wurden und die Zahl der Tiere, die dabei getötet werden, ist recht hoch. Mittlerweile hat man erkannt, dass die Schifffahrt den Tieren sehr schadet und so werden immer mehr Refugien für die Tiere geschaffen, wo sie sich zurückziehen können. Dieser und andere Maßnahmen haben dazu geführt, dass sich die Zahl der Manatees wieder vermehrt hat und mittlerweile sieht man sie wieder regelmäßiger in den Flüssen. Im Winter ziehen sie sich gerne in wärmere Gewässer zurück und da ist dieser Ort in der Nähe des wärmespendenden Kraftwerks natürlich ideal. Der Park ist völlig unspektakulär, aber liebevoll angelegt und es wird darum gebeten, dass man durch das Parkticket in Höhe von einem Dollar pro Stunde die Arbeit des Parks unterstützt. Überall auf dem Gelände findet man unter alten großen Bäumen Stellen, wo man für Schulklassen Bänke aufgestellt hat und wo die eifrigen Freiwilligen Unterstützer dieses Parks mit viel Liebe Informationen. 2007 hatten wir kein Glück mit der Beobachtung von Manatees, und da wir in diesem Jahr auf Alligatoren und Delphine in freier Wildbahn verzichten mussten, waren wir eindeutig der Meinung, dass wir gefälligst heute ein Manatee zu sehen bekommen sollten. Vom Ranger-Häuschen führt ein Weg zum Gewässer herunter, dass an dieser Stelle eher einem Kanal gleicht, wobei im rechten Bereich das warme Wasser eingeleitet wird. Dort sprangen etliche Fisch in den Strudeln des eingeleiteten Wassers in die Höhe um nach Fliegen und anderen Insekten zu schnappen. Der Kanal zieht sich dann ca. 300 Meter weiter, bis er in den eigentlichen Fluss, den Orange River mündet. Überall springt mal was aus dem Wasser, wir vermuten schon Alligatoren, die es hier auch gibt, aber sehen können wir natürlich nichts, weil: immer wenn du was hörst und hinguckst, ist das Tier, was den Lärm verursacht, natürlich schon wieder verschwunden. Und Manatees können es schon gar nicht sein, weil die nämlich keinen Krach machen, sondern sehr ruhig und langsam schwimmen. Wir marschieren weiter bis zur Flussmündung und irgendwann sehen wir dann doch aus dem Wasser zwei Nüstern auftauchen, Luft holen und dann wieder abtauchen. Also gibt es doch Manatees hier, auch wenn wir das Betrachten von zwei luftholenden Nüstern nicht unbedingt als komplette Tierbetrachtung bezeichnen würden. Aber wenn wir nichts anderes sehen, dann können wir wenigstens sagen, wir hätten ein Manatee gesehen. Wir gehen noch über einen Holzsteg bis hinunter an den Orange River, aber auch dort zeigen sich weder die Alligatoren, vor deren Fütterung hier gewarnt wird, (Toll, wie soll ich eins nicht füttern, wenn keins da ist? Obwohl, na ja, dann haben wir wenigstens auch keins gefüttert, wenn wir keines gesehen haben, stimmt auch wieder…) noch weitere Manatee-Nüstern oder die sich daran anschließenden Tiere.

Wir ziehen also wieder zurück in Richtung Parkplatz und halten ein letztes Mal an einer Ausbuchtung des Kanals, weil sich dort angeblich immer irgendwelche Manatees aufhalten. Dort steht noch ein junges Ehepaar mit Baby und starrt fasziniert auf die ruhige Wasseroberfläche. Ok: Letzter Versuch: Ich bringe die Kamera in Stellung und schalte sie an, auf Verdacht. 3 Minuten tut sich überhaupt nichts, halt, doch, der Akku der Kamera ist am Blinken, also gleich leer, und in dem Moment, wo ich zu Melanie sage, dass die Manatees nur warten, bis die Akkus leer sind, gibt der Akku seinen Geist auf und das Manatee taucht aus den Fluten wie ein Heißluftballon an die Wasseroberfläche. Toll Kameraakku leer, Manatee da. Aber das Manatee, das sich mit einem breiten Grinsen (so deute ich das!!!) an der Wasseroberfläche präsentiert, hat nicht mit unserer Zweitstrategie gerechnet. Fotokamera !!! Melanie hat natürlich sofort die Digitalkamera in Stellung gebracht und so schießen wir dann doch noch einige Fotos von unserer ersten Beobachtung eines Manatees in freier Wildbahn. Es ist schon ein überwältigendes Erlebnis, diese sanften Riesen zu sehen. Unser Tier schwimmt kurz unterhalb der Wasseroberfläche und man kann den pockennarbigen Rücken des Tieres sehen. Es ist etwa 2 Meter lang und taucht dann nach ca. eineinhalb Minuten langsam wieder soweit unter, dass wir es in dem Wasser nicht mehr sehen können.

Es gibt übrigens eine schöne Geschichte rund um die Manatees, die man sich in Florida immer noch gerne erzählt. Als Christopher Columbus Ende des 15. Jahrhunderts in den karibischen Gewässern auftauchte, sahen er und seine Seeleute auch die Seekühe. Ob es an ihrer monatelangen Abstinenz von Frauen lag oder an dem eingeschränkten Sehvermögen nach der schmalen Seemannskost: Sie hielten die ersten Manatees, die sie sahen, für bildhübsche Meerjungfrauen ... ! Den Wahrheitsgehalt dieser Story wollen wir lieber mal nicht abklopfen, aber die Vorstellung ist alleine schon was herrrliches ... !


Glücklich ziehen wir einige Minuten später dann zum Auto und freuen uns, dass wir endlich ein Manatee live erleben durften!